Myrie Zange - Sensitivity Readings

Debug History of Dwarfes

Dies ist eine große Änderung, die viele Kapitel aus dem zweiten Band "Das Spiel" betrifft.

Vorsicht, Spoiler-Material. Am besten erst lesen, wenn Band 2 bekannt ist, oder eben spoilern lassen.
CN: Antisemitismus

Die KontrA-Zeit beschreibt eine negative Diktatur, die aus dem Versuch von Kommunismus hervorging, und das Ganze mit mindestens sachte sowjetischem Anstrich. Zwerge werden häufig als eine Metapher für das Judentum verstanden, weil mit ihnen antisemitische Stereotype reproduziert werden. Während im postsowjetischen Raum Antisemitismus ein großes Problem ist und auch antisemitische Verschwörungstheorien bezüglich nicht funktionierendem Kommunismus existieren, ist es mindestens unsensibel, die KontrA-Zeit den Zwergen zuzuschreiben, was bis jetzt der Fall war.

Aus diesem Grund wird mit dieser Änderung die Geschichte der Zwerge debugged: Sie behalten Kommunismus, aber er funktioniert. Nicht pefekt, aber grundsätzlich schon. Die KontrA wird stattdessen an die Elben übergeben, die sich die kommunistischen Ideen der Zwerge zu eigen gemacht haben, sie aber nicht sinnvoll umgesetzt haben. So zumindest die vereinfachte, verknappte Darstellung.
Die Änderung bringt als weiteren Vorteil mit, dass es eine größere Diskrepanz zu dagewesener Geschichte unserer Welt darstellt, die möglicherweise sogar etwas Empowerndes an sich hat.

Dies hat sich im Rahmen des Sensitivity Readings durch @Evanesca ergeben.

Konnotationen von Wörtern

CN: Rassismus
Wenn ich etwas falsch darstelle, Quellen verlinken soll, weniger selbst schreiben soll oder ähnliches: Ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Anmerkung zum Anfang: Ich beschreibe hier Dinge, die ich gelernt habe, aber ich rede nicht aus der Perspektive. Bitte nicht hier zitieren um Dinge zu erklären, sondern lieber Personen folgen, zuhören/zulesen, Blogs anschauen von Personen, die es direkt betrifft, sonst ergibt sich hier mindestens ein Stille-Post-Effekt, wenn nicht ein Stehlen einer Plattform.

flauschig/fluffig:
Durch das Sensitivity Reading mit Jade S. Kye habe ich gelernt, dass der Begriff flauschig für die meisten Menschen ein Tierassoziation hat. Als Person, die den Begriff vor allem aus Kontexten kennt, in denen ich mit anderen kuschele, hat mich das überrascht. Auch, weil es für mich überhaupt keinen Sinn ergab (wie bei vielen Konnotationen) und ich daher Schwierigkeiten hatte, den Zusammenhang selbst zu entdecken. Flauschig habe ich als Beschreibung für etwas gelernt, das eine bestimmte weiche Haptik hat, zum Beispiel eine weiche Decke, eine Fell oder (mein) Haar. Dass eine Beschreibung dann plötzlich Ausnahmen enthält, wie "nicht für Menschen", kommt für mich oft aus dem nichts, - aber ich kennen so etwas schon. So etwas passiert mir viel. Vielleicht kenne ich vor allem deshalb besonders im Kontext mit anderen autistischen Personen, dass wir uns gegenseitig flauschen oder als flauschig bezeichnen.
Aber ich musste hier neu lernen (wie so oft bei Konnotationen) und mag euch daran teilhaben lassen: Ich habe nach dem Hinweis verschiedene Leute gefragt, was sie mit dem Begriff flauschig assoziieren. Ich habe es ohne Zögern auch so geglaubt, dass die Konnotation eben so ist, ich habe das aus persönliches Interesse getan, um ein besseres Gefühl für Sprache zu bekommen. Es war zumindest unter neurotypischen Menschen relativ eindeutig, und mindestens eine weitere autistische Person war so überrascht, wie ich. Der Begriff "flauschig" wird nur mit weichen Strukturen in nicht-menschlichem Zusammenhang benutzt, also bei nicht-menschlichen Tieren, sowie zum Beispiel bei Decken.
Die eigentliche Problematik dahinter ist dann wiederum eine Form von Rassismus: Es passiert häufig, dass Menschen, die nicht-menschliche Tiere als weniger wert als Menschen empfinden, Begriffe, die für sie eigentlich nur ein Attribut für nicht-menschliche Tiere sind, zur Beschreibung nicht-weißer Menschen verwenden, und das tut sehr weh. Menschen werden dadurch entmenschlicht gesehen und geothert.
Ich würde gern in meinem Roman auch etwas am Thema Abwertung nicht-menschlicher Tiere arbeiten. Unter anderem möchte ich durchaus auch das bekannte Phänomen einführen, dass sich manche autistische Menschen mit nicht-menschlichen Tieren assoziieren. (Ich zum Beispiel bin ein Fisch. Und damit meine ich mehr, als einfach nur, dass ich Fische mögen würde). Das wird eine interessante Gradwanderung, aber sicherlich gibt es Wege, die Themen so zu behandeln, dass sie keine verletzenden Überschneidungen aufweisen. Der Begriff "flauschig" wird auf jeden Fall nun nicht mehr für Haar verwendet.
frech/dreist/wild:
Zwei Begriffe, von denen ich nicht wusste, dass sie überhaupt eine abwertende Bedeutung haben. Wenn ich sie für eine Person verwendet habe, und dadurch verletzt habe: Es tut mir leid.
In meinem Umfeld wurden oft Menschen als frech bezeichnet, deren Verhalten ich bestenfalls selbstbewusst fand. Daher dachte ich, frech wäre so eine Kreuzung aus witzig und selbstbewusst. Eine freche Person, so meine Vorstellung, behauptet sich einfach und ist dabei vielleicht etwas albern oder eben bewusst witzig. Ich hätte fast "dreist" geschrieben. "Ganz schön dreist" wurde mir oft gesagt, wenn ich durchgesetzt habe, dass mich Leute mit Respekt behandeln, mich zum Beispiel gegen körperliche Interaktion gewehrt habe, aber dabei irgendwie witzig war, weil es sonst beleidigend rübergekommen wäre. Ich dachte, das wäre okay, dass ich mich verteidige. Das war es auch. Aber daher hatte ich nie gelernt, dass "dreist" in Wirklichkeit einen Vorwurf beinhaltet. Es gab aus meiner Sicht ja nie etwas zum Vorwerfen, und Mimik und ähnliches konnte ich dazu nicht lesen.
Im Nachhinein weiß ich nicht, ob der Vorteil für mich, dass ich dadurch eine Spur weniger kaputt bin, weil ich nicht mitbekommen habe, wie mich andere angegriffen haben, überwiegt, oder ob ich es lieber gewusst hätte, sodass ich nicht so viele andere Personen unbeabsichtigt negativ beschrieben hätte.
Mit "wild" ist es ähnlich: Es wird in so vielen Kontexten verschieden verwendet. "Das ist mein neues Kunstwerk" - "wild". Meistens ist das ein "oh, ist da viel los, das ist interessant, was bedeutet es?" drin, dachte ich. Aber eigentlich weiß ich gar nichts mehr.
Besonders "wild" ist oft eine rassistische Beschreibung einer Person. Aber auch die anderen Begriffe habe ich durch das Sensitivity Reading neu kennen gelernt. Ich bin dankbar für all die neuen Erkenntnisse, die Geduld und Hilfe, hier lernen zu können, und es tut mir leid, dass ich Menschen im Laufe meines Lebens auf diese Art weh getan habe.