Wundentbrannt

CN: SVV, Verbrennen, Klimawandel, Hoffnungslosigkeit, Depression, Emocean

Wund und Wut. Wund von Feuer. Wut wie Feuer.

Die Wälder brennen und ich will Feuer sehen, aber nicht in den Wäldern. Ich bin in Wäldern groß geworden. Sie haben mich mehr behütet, als die Menschen um mich herum es je konnten. Und nun zündet ihr sie an. Ihr tut mir weh. Ich brenne mit. Ich bin verbunden mit den Pflanzen, sie sind Teil meines Körpers, den ihr verstümmelt. Ich will mich selbst verletzen, damit die Ursache für den Schmerz verständlicher wirkt, und weiß, ihr würdet doch nicht hinsehen.

Mit jedem bisschen Diskriminierung, brennt ihr Löcher in unsere Psyche, zerfleddert sie wie in Splatter-Geschichten. BurnOut heißt ausgebrannt sein, nicht bloß ausgepowert. Weil nicht bloß wir uns verausgaben, sondern ihr uns aktiv ausbrennt.

Ich möchte weggucken können. Nein, ich will eigentlich nicht weggucken. Aber gelegentliches Weggucken wäre die einzige Möglichkeit, auszuhalten. Wenn ihr nicht gerade mich zerreißt, zerreißt ihr, wen ich liebe, auch, die ich nie selbst getroffen. Aber ich kann nicht wegsehen. Ich kann nicht ruhen, nicht aushalten.

Wegsehen ist die einzige Möglichkeit, nicht irgendwann euch verlodern sehen zu wollen. In erlösender Asche vergehen. Selbst anzünden zu wollen. Ist es Pazifismus, gegen die Gewaltfantasien anzukämpfen? Kann es Pazifismus sein, eure Gewalt zuzulassen? Wir haben keine Wahl. Wir müssen zusehen. Wir müssen ertragen. Wir haben keinen Hebel. Nur ein einziges, kleines Streichholz. Ein Streichholz gegen flammende Windmühlen.

Ich hasse alles. Ich hasse mich, weil ich nichts tun kann. Oder weil das, was ich tun kann, ein einzelner Regentropfen in das brennende Meer ist. Maximal ausreichend, um andere wissen zu lassen, dass sie nicht alleine brennen.

Innerlich schon längst erloschen, bin ich wundentbrannt.

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