07 - Kinktober - Bauschgefühl

Content Notes

Erinnerung: Eine der Challenges, die in die Geschichte einfließen, ist der Kinktober.

  • BDSM.
  • Mathematik.
  • Übergriffigkeit - in Absprache. (Abgesprochenes NonCon-Spiel.)
  • Anfassen zwischen den Beinen.
  • Erregung.
  • Miteinander Schlafen - erwähnt.
  • Anspielungen auf penetrativen Sex.

Prompts

  • Rascheln (#Solarpunktober).
  • Alchemie (#Phantastober).
  • Sattel (#writetober2021).
  • Finger (#Kinktober).

Geschichte

“Ein Sattelpunkt kann bei Polynomen erst beim Grad 3 auftreten.”, erkläre ich. Ob das der Nerd-Sprech ist, den du dir vorgestellt hast?

Du stehst ganz still da, in diesem wunderschönen, langen Kleid. Schwarze Locken reichen dir bis auf die Schultern herab, glänzen, weil sie noch ein wenig nass sind, die Locken dadurch noch etwas klarer geformt. Das Kleid ist dunkelgrün. Der Rock ist aus so vielen Bahnen zusammengesetzt, dass er keinen flachen Kreis mehr bilden könnte, wenn er auf dem Boden ausgebreitet würde.

“Polynome ersten Grades sind, nun, Geraden.”, fahre ich mit den Erklärungen fort, denen du lauschst. “Da gibt es nichts zu satteln.”

Ich blicke dein ruhiges Gesicht an, während ich an deinem Rock zupfe. Das erste Mal kommt Regung in deinen Körper. Ich bin dir sehr nah. Ich mache diese übergriffigen Gesten. Das beiläufige Berühren deines Kleides oder Körpers. Die wir abgesprochen haben. Ich solle dich von oben herab behandeln, und in der Weise eklig, wie übergriffige Bezugspersonen so etwas tun: Als glaubte ich, ich hätte einen gewissen Besitzanspruch auf dich. Das Denken gefällt mir. Als Spiel. Besonders mag ich, arrogant zu tun, das Schauspiel mag ich sehr. Und ich genieße dein halbherziges Zurückzucken, von dem du mir erklärt hast, was es bedeutet: dass du damit in der Realität kommunizieren würdest, dass du eigentlich nicht willst und Angst vor Drama hast, aber hier im Spiel, dass dich meine gespielte heimliche Begierde erregt.

Mir kommt es trotzdem vor wie ein Spiel mit dem Feuer, dabei habe ich noch nichts gemacht, als deinen Rock zurechtzuzupfen, ohne hinzusehen, weil mein Blick auf deinen niedergeschlagenen Lidern ruht.

“Polynome zweiten Grades sind Parabeln.” Ich streiche mit der Hand über den Rock und trete dann wieder an den Tisch mit den Reagenzgläsern und dem Bunsenbrenner. “Schöne, geschwungene Bögen, nach oben oder nach unten geöffnet. Letztere mögen vielleicht etwa die Form haben, in der sich dein Rock bauschen könnte, hingen diese sechs Meter Umfang nicht einfach schlaff herab.”

Ich halte den Bunsenbrenner unter ein Reagenzglas mit einer pinken Flüssigkeit darin. Und winke dich näher. Du reagierst nicht. Ich schaue dich erwartungsvoll an. Hebe die Brauen. “Na komm, meine Süße!”, sage ich etwas ungeduldig. Übertreibe ich? Aber dann kommst du scheu näher heran.

“In so einer nach unten geöffnete Parabel” – Habe ich es hier mit meinem schmierigen Tonfall hingebekommen, anzüglich über Mathematik zu reden? – “könnte durchaus ein Sattel gesehen werden. Sie haben einen oben abgeflachten Bogen, auf dem ein Reiten möglich wäre.”

Die Worte wirken. Ich sehe förmlich, wie dein Körper wärmer wird. Deine Angst. Die gespielte Angst. Hoffentlich nur gespielte. Wir müssen unbedingt hinterher über alles reden. In meinem Kopf fühle ich zwei Universen zugleich: Das eine, in dem du gerade sehr genießt, dass ich dich so behandle. Das sich sehr gut in mir anfühlt. Und das andere, bestehend aus den Bedenken, dass du gerade nicht schaffst, ein Safeword zu sagen und wirklich Angst hast. Sollte ich abbrechen? Dem Zweifel nachgeben? Aber das ist eigentlich Unfug. Ich habe die Zweifel immer. Jedes Mal. Du hast gesagt, ich bräuchte sie nicht zu haben.

“Aber mathematisch werden als Sattelpunkte die Wendepunkte bezeichnet, an denen die Steigung vorübergehend Null ist, und im Gegensatz zu Parabeln vorher und hinterher das gleiche Vorzeichen hat.”, führe ich die Erklärung zu Ende. “Solche treten das erste Mal in Polynomen dritten Grades auf. Oder in ganz anderen Funktionen. Zum Beispiel der Temperaturkurve von Materialien, die ihren Aggregatszustand wechseln. Die Tempartur einer Flüssigkeit steigt erst an, wenn ihr Energie zugeführt wird. Dann, wenn sie siedet, bleibt die Temperatur dieselbe, bis sie zum Gas wird. Diese Stelle in der Kurve heißt Sattelpunkt, ein Ausruhen im Anstieg, wie bei einem Gebirgsplateau. Erst, wenn das Material ganz zum Gas geworden ist, steigt die Temperatur wieder weiter an.”

Ich habe das Lamentieren gut abgepasst. In diesem Augenblick fängt die pinke Flüssigkeit an zu blubbern. “Rock heben.”, sage ich.

Ich wusste doch, dass du es nicht tun würdest. Nicht sofort zumindest. Stattdessen schaust du mich entgeistert an.

Ich gebe dir noch einmal die Wahl. “Na los!”

Du reagierst immer noch nicht, trittst zaghaft einen Schritt zurück. Nur sehr vorsichtig. Das ist gut! Das kann ich gut lesen.

Ich trete einen energischen Schritt auf dich zu und hebe den Rock selbst an. Halte den pinken Dampf unter den Saum und der magische Trick passiert: Das bisher lose Gestänge im Rock reagiert auf den Dampf, wird steif und plustert den Rock mit einem vernehmnbaren Rascheln auf, bis er wunderschön um dich herum absteht.

Der Dampf war nicht sehr heiß. Die Flüssigkeit siedet schon bei 40°C. Aber auch das ist manchen Personen zu viel. Dein Gesicht verrät nichts, woraus ich gut lesen könnte, ob dir etwas weh tut. Obgleich der Ausdruck wunderschön ist: eine Mischung aus ergeben, aufgeben und Hilflosigkeit. Aber ist es zu viel?

Mir fällt ein Weg ein, das vielleicht herauszufinden, ohne das Spiel abzubrechen. Ich stelle das Reagenzglas mit der Zange zurück in die Halterung, lege Handschuh mit Zange daneben ab und drehe den Bunsenbrenner zu. Dann trete ich auf dich zu. Du weichst wieder nur minimal zurück. “Ich muss einmal untersuchen, ob dir der Dampf geschadet hat.”, sage ich, während ich einfach den gebauschten Rock ein weiteres Mal hebe. Ich mag das. Wie du so hilflos und unsicher vor mir stehst, dein Körper leicht bebt, während ich den nun in seiner Steifigkeit viel einfacher hebbaren Rock lüpfe. Ich mag, wie du auf diese Weise viel zugänglicher bist. Ich rinne mit leichten Fingern über die Innenseite deiner Beine. “Tut das weh?”, frage ich. Als ginge es darum.

“Rot.”, sagst du.

Shit, denke ich. Ich lasse sofort los und stelle mich in für dich möglichst sicherem Abstand von dir auf. “Es tut mir leid.”, sage ich. “Was brauchst du jetzt?” Ich weiß, dass die Frage vielleicht überfordert und bereite mich auf Vorschläge vor.

Du atmest einmal tief ein und aus, nur einmal, bevor du sagst: “Dir braucht nichts leid zu tun. Mir geht es gut.” Dann verfällst du in rascheres Atmen. “Das war nur der Punkt, ab dem es zu viel geworden wäre.”, erklärst du. “Es war nicht zu viel, es war perfekt bis gerade.”

Erleichterung durchflutet mich. Am liebsten würde ich dich trotzdem in den Arm nehmen. Aber ich weiß nicht, ob das das Richtige ist. Die ganze Aufregung durchflutet mich. Was ist hier gerade wirklich passiert? Haben wir unser lang geplantes Spiel nun endlich tatsächlich ausgespielt? Was ist jetzt gut und hilfreich?

“Ich bin extrem erregt.”, sagst du atemlos. “Hast du Lust, mit mir zu schlafen? Vanilla?”

Oh, das ist, mir fehlen die Worte. Dass du das jetzt willst, erleichtert mich irgendwie noch mehr. Aber ich brauche nun eine Pause. Eine kurze zumindest. “Darf ich dich zuvor zärtlich in den Arm nehmen?”, frage ich.

“Klar, komm her, meine Süße.”

Ich lächele. Und falle erschöpft in deine Arme.

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