17 - AprilKink 2023 - Selber (Ærenik 1)
Content Notes
- BDSM.
- Domination/Submission.
Geschichte
Als vii an diesem Abend nach einem anstrengenden Tag den Dating-Gemeinschaftsraum betrat, war vis Stammplatz bereits besetzt. Da das noch nie vorgekommen war, stand Freden erst einmal verdutzt herum und blickte diese beeindruckende Person an, die dort saß. Sie trug ein schwarzes, enges Spitzenkleid mit dünnen Trägern, dazu schwere, ebenfalls schwarze Stiefel mit einer Plateau-Sohle. Zehn Zentimeter? Vielleicht fast. Den Stil ordnete Freden grob in die Ecke gothic, – vii kannte sich nicht so genau aus, spätestens wenn es um feinerer Unterscheidung der Strömungen ging.
Irgendwas an dieser Person kam Freden sachte bekannt vor, aber vii konnte es nicht festnageln. Als der Blick des Elbs vii fand, wollte Freden sich abwenden und sich einen anderen Platz suchen – es waren ja genug da –, aber irgendwie verstand diese Person es, vii durch den Blickkontakt regelrecht zu fesseln. Freden gefiel das Gesicht, es hatte etwas Herbes an sich. Der Schädel war bis auf einen Flecken, den Freden als Raute wahrgenommen hatte, bevor sich die Gestalt gedreht hatte, rasiert, aber aus dieser möglicherweise Raute wuchs so viel Haar, dass der schwarze Zopf schwer über ihre Schulter bis in ihren Schoß hinabreichte.
Der Elb hob in einer Bewegung, bei der nichts verschwendet war, zwei Finger und winkte vii heran. Vii musste unweigerlich grinsen: Diese natürliche Dominanz einfach. Freden hörte auch nicht auf, zu grinsen, als vii entspannt zu jener Person hinüberging und sich dort niederließ, wo es normalerweise vis Kundschaft tat. Kundschaft. So hatte vii auch noch nie über die Personen nachgedacht, mit denen vii im Rahmen vis Datingprofils spielte, aber es war wohl ein recht treffender Begriff.
“Freden Tumull, Pronomen ‘vii’?”, fragte der Elb mit einer wunderschön angerauten Stimme.
Freden nickte einmal. Vii wählte eine Sitzhaltung, die auch nicht ganz undominant gelesen werden mochte. “Und mit wem habe ich die Ehre? Wenn mir erlaubt ist, es zu erfahren, natürlich.”
“Oh!” Ein überraschtes und freudiges Schmunzeln trat in das Gesicht des Elbs. “Du erkennst mich also nicht?”
Freden runzelte die Stirn. “Ich kann nicht leugnen, dass du mir vage bekannt vorkommst, aber ich habe wirklich keinen Plan.”
“Selten, das. Gefällt mir.” Der Elb ließ sich mehr, lässiger in den Sessel sinken.
“Bist du also eine Bekanntheit?”, fragte Freden.
“Kann man so sagen.”
“Willst du mir dann lieber nicht sagen, wer du bist? Oder dir einen Namen nur für heute ausdenken oder mir den Namen einer weniger bekannten Identität von dir geben?” Freden überlegte, ob das die Möglichkeiten abdeckte.
“Ich könnte schauen, ob du meinen Namen kennst. Und wenn nicht, spielt es vielleicht auch keine Rolle, welchen du nun kennst.” Die Person wirkte nachdenklich und strich sich mit dem Finger über die Lippen. Die Nägel waren schwarz lackiert, aber hatten ein paar grüne Streifen, die Freden an die Aro-Pride-Farben erinnerten. Es war für vii nicht klar, ob das beabsichtigt war.
“Ich könnte allerdings im Nachhinein vielleicht darüber stolpern”, gab Freden zu bedenken.
“Ach was soll’s. Ærenik, ‘sie/ihr/ihr/sie’”, entschied Ærenik. “Du hast mit Marim gespielt. Er hat mir ein paar nicht zu private Dinge dazu erzählt, also, mir im Wesentlichen dein Profil verlinkt und erzählt, dass es gut war und deine Methode ihn an mich erinnert.”
“Der Name sagt mir auch nichts.” Freden nickte langsam. “Und was du sagst, macht mich durchaus neugierig. Ringelstrumpf-Marim meinst du, richtig?”
Ærenik schnaubte und stimmte zu. “Ich liebe die Ringelstrümpfe.”
“Hast du ein Datingprofil aufgesetzt, das meinem ähnlich ist?”, fragte Freden.
Ærenik schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. “Ich lasse Dinge mehr auf mich zukommen. Aber wenn halt eine Person mit einer interessanten Spiel-Idee kommt, sage ich selten ‘nein’.”
“Aber nun hast du selber eine?”, riet Freden als nächstes.
Aber Ærenik schüttelte wieder den Kopf. “Ich habe dein Profil gelesen und mir gedacht, ich frage mal, ob du denn auch auf deine Kosten kommst. Ich glaube, ein Profil wie deines aufzusetzen, wäre mir zu viel. Aber gezielt dir anzubieten, mich herauszufordern, also die Sache mit dir einmal umzudrehen, das hörte sich für mich nach einem Angebot an, das ich dir sehr gern machen möchte.”
“Wow!” Freden stellte sich darauf ein, wenigstens ein paar Augenblicke sprachlos zu sein.
Ærenik lächelte und ließ viiv Zeit. Und entlastete weiter, indem sie hinzufügte: “Ich bin heute eine ganze Weile frei, aber wenn du ein paar Tage Bedenkzeit brauchst, können wir uns auch gern verabreden.”
“Ich denke, ich packe das heute”, widersprach Freden. “Ich muss mich nur trauen.”
Æreniks Lächeln wurde breiter, fast drohend. Dann besann sie sich und entspannte den Gesichtsausdruck wieder. “Ist es etwas, was du mit dir selbst ausmachen musst, oder kann ich etwas tun, um irgendwie safer zu sein? Ich weiß, dass ich in der Vergangenheit mal nicht safe für zum Beispiel Behinderte war. Ich habe an mir gearbeitet, aber ich habe vielleicht auch noch was vor mir.”
“Es ist eher ersteres”, sagte Freden. “Mir schwebt schon seit geraumer Zeit ein bestimmtes Spiel vor, das ich für mich gern ausprobieren möchte. Aber es geht über Grenzen, über die ich bisher noch nicht gegangen bin. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich es mitten drin abbrechen möchte. Und ich habe Hemmungen, mit einer Person ein Spiel zu beginnen, bei dem diese Option von vornherein nicht nur existiert, sondern auch wahrscheinlich ist.”
Ærenik wirkte auf einmal sehr ernst und nickte langsam. “Das klingt exakt nach etwas, was in deinen Typ Datingangebot fällt, und was ich gern erfüllen würde. Aber nun frage ich mich wirklich, ob ich safe genug bin für so etwas.”
“Bist du”, behauptete Freden ohne Zögern. “Meine Ängste liegen auch hier wieder weniger bei der Frage, wie safe ist es für mich, als bei der Frage, wie safe ist es für dich.”
Ærenik hob eine Augenbraue. “Ich bin verwirrt? Willst du, dass ich für mich was Grenzwertiges tue?”
Freden schüttelte halb den Kopf, dann haderte vii. “Es gibt einige dominante Personen, für die ein Spiel sehr schlauchend ist, das abgebrochen wird, weil es dem submissiven Part zu viel wurde. Das hat auf viele einen psychischen Einfluss. Es wird hinterher Care Arbeit erwartet, von der ich allerdings auch denke, dass ausgehandelt werden kann, dass das Sub sich von vornherein darauf einlässt, sich selbst zu kümmern oder sich hinterher an eine andere vertraute Person für so etwas zu wenden.”
“Äh,” machte Ærenik wenig überzeugt. “Wenn ich mit dir dominant spiele, und du brauchst hinterher ein Auffangen, und du suchst dir nicht explizit aus, dass ich das nicht tun soll, dann leiste ich das auch.”
“Du darfst das tun, wenn ich es brauche und du es kannst. Aber das ist eben der Grund, warum ich Hemmungen habe: Dass ich ein Spiel will, wo am Ende ein gewisser Leistungsdruck auf dir ruhen kann. Ergibt das Sinn?” Freden fühlte sich überraschend unsicher.
“Schon, denke ich.” Ærenik wirkte nachdenklich. “Ich denke, ich verstehe dich. Aber vielleicht ja noch mehr, wenn du erstmal mit deinem Wunschspiel ankommst.”