27 - AprilKink 2023 - Die Sache mit der Ziege (Die Ziege und Julipp 1)

Content Notes

  • Petplay.
  • Handel mit Lebewesen.
  • Devalidierung.
  • Sabber.
  • Küsse - erwähnt.

Geschichte

Eigentlich hatte Freden sich gerade überlegt, den Dating-Gemeinschaftsraum zu verlassen und zu Bett zu gehen, aber dann war da plötzlich diese Ziege. Es gab Personen, die Ziegen verkörperten, die dies taten, indem sie vollständig wie eine aussahen. Bei dieser war das nicht ganz der Fall. Sie ging auf allen Vieren und hatte ein Ziegenfell, aber es wirkte eher wie angezogen. Das weniger ziegentypische Haar war fast unter einer Ziegenkapuze verborgen, an der sogar kleine Hörner waren. Sie ging auf Freden zu und blieb vor viiv stehen, blickte vii an.

Ob sie gestreichelt werden mochte? Dicht genug war sie. Freden streckte die Hand aus und die Ziege zuckte sofort zurück. Dann wohl nicht. Freden zog die Hand weg, aber die Ziege verringerte den Abstand fließend wieder.

Es war eine so überzeugende Ziege, dass Freden tat, was vii bei einer Ziege da draußen getan hätte: Vermuten, dass es erstmal ein Erschrecken vor dem Neuen war, und es noch einmal langsamer anbieten. Vii streckte also langsamer die Hand wieder aus. Vielleicht auch, um sie erstmal beschnuppern zu lassen.

Die Ziege trat nicht wieder zurück, aber die Vorderbeine hatten diese Anspannung, mit der sie sehr schnell fliehen könnte, wenn doch etwas nicht so Geheueres passieren würde. Nach einigem vorsichtigen Herumbegutachte, trippelte die Ziege näher, roch an der Hand und … nahm sie in ihr Maul.

Jetzt war es an Freden, in Habachtstellung zu sein, nicht dass sie zubiss. Vii näherte sich mit der anderen Hand, und dieses Mal ließ sich die Ziege einfach gefallen, sich am Kopf kraulen zu lassen, während Freden die gefangene Hand aus dem Maul zog. Nun, da sie verstand, was das sollte, wurde sie zutraulicher und rieb sich den Rücken an Fredens Beinen.

Freden lächelte.

“Darf ich mich dazusetzen?”

Die Stimme riss Freden aus dem Konzept. Vii erschreckte sich und mit viiv die Ziege, die wieder Abstand nahm und sich hinter Fredens Sessel versteckte. Freden nickte trotzdem und machte eine Geste mit der noch besabberten Hand zum Sessel gegenüber hin.

Die fremde Person setzte sich. Sie trug recht interessante Kleidung, vielleicht historische von nicht reichen Leuten aus der Zeit des Feudalismus? Freden war nicht gut darin, so etwas zuzuordnen. “Ich bin Julipp”, stellte sich Julipp vor und beugte sich vor, um etwas zu sagen, was nur Freden hören konnte, nicht aber die Ziege. “Meine Ziege hat einen interessanten Fetisch, bei dem es darum geht, unvermittelt verkauft zu werden. Mit Feilschen. Würdest du das tun und sie kaufen?”

Freden lehnte sich zurück und nickte. Und fragte sich im nächsten Moment, worauf vii sich denn da eingelassen hatte. Feilschen! Freden hatte noch nie im ganzen Leben gefeilscht. Freden wusste, dass es in jener Feudalzeit, in die vii die Kleidung hinverortete, wohl angefangen hatte, Geld zu geben. Womit es vor einem Jahrhundert oder so wieder aufgehört hatte, denn wozu? Zum Ziegenkauf im Kink-Kontext, in manchen Spielen, aber sonst? Freden hatte sich damit nicht sonderlich tief befasst.

Okay, dann also eine Ziege erwerben, auf ging es!

Freden wandte sich zur Ziege um, die zögernd hinterm Sessel hervorkam. “Mäh”, sagte sie. Und das sehr überzeugend!

Freden bot an, sie wieder zu kraulen, und dieses Mal ließ sie es sich viel schneller gefallen. Sie nahm die Tischkante ins Maul. (Versuchte also, den Fee-Tisch zu essen. Vielleicht war das auch eine Form von Vore.)

“Ihr habt ein Händchen für Ziegen, scheint es”, eröffnete Julipp das Gespräch, dieses Mal ausreichend laut für die Ziege zum Mithören. “Ihr habt nicht zufällig ein Interesse, sie mir abzukaufen?”

“Diese Ziege kaufen?”, fragte Freden überrascht. Vis Kopf war schon wieder mit der nächsten Frage beschäftigt: Sollte vii Julipp auch ihrzen? Irgendwo in vis Hinterkopf klingelte was, dass irgendeine dahingehend gebildete Person mal richtiggestellt hatte, dass in der Geschichte viel weniger geihrzt worden war als in Romanen oder Rollenspielen dargestellt. Aber das tat jetzt wohl nichts zur Sache. Vielleicht wurde Freden geihrzt, weil vii verglichen mit Julipp gute Kleidung trug und vielleicht für eine Edelperson gehalten wurde?

Julipp jedenfalls nickte. “Ihr scheint euch gut mit der Ziege zu verstehen.”

“Daraus schließe ich, dass Ihr sie loswerden wollt?” Das Zucken, das Freden in Julipps Gesicht auslöste, ließ vii vermuten, dass Ihrzen nicht richtig gewesen war. Aber nun war das wohl so.

“Meine Familie hat Land abgeben müssen, daher können wir sie nicht mehr halten.” Julipp sagte dies etwas bedauernd.

“Ich verstehe”, sagte Freden und grub die Hand in das warme Fell der Ziege, die das wohl sehr mochte. Sie rieb sich weiterhin an vis Bein. “Ich kann nicht behaupten, dass ich sie nicht mag.” Freden lächelte. “Ich frage mich nur, ob ich etwas bieten kann, was Ihr gebrauchen könnt.” Es war so über Freden gekommen, eher von einem Tauschhandel als von einem gegen Geld auszugehen. Das klang einfacher.

Dieses Mal hatte Julipps Mimik nicht gezuckt. “Ach, es gibt so viel, was wir gut gebrauchen können. Was stünde denn zur Auswahl.” Julipp hatte bei den letzten Worten gezögert, sie auszusprechen. Vielleicht, weil sie nicht ganz ins Genre zu passen schienen.

“Sexarbeit”, schlug Freden trocken vor. “Ich biete Sexarbeit an, und Arbeit in ähnlichen Bereichen. Körperliche Zuwendung.”

“Oh.” Julipp wirkte kurz verdutzt, aber nicht auf eine abwertende Weise, ließ den Blick über Fredens Körper wandern. “Ich verstehe.”

“Was versteht Ihr?” Freden hatte keine Ahnung, was Julipp meinte und war so frei, es zu erfragen.

“Warum Ihr so edle Kleidung tragt und mich zugleich Ihrzt. Das ist Berufskleidung. Oder lese ich etwas falsch?”, fragte Julipp verunsichert.

“Ah”, machte Freden und lehnte sich lässiger zurück. Immerhin hatte Freden mit einer Vermutung von vorher Recht gehabt. “Ich denke, ich bin mit Gesellschaftsregeln nicht so vertraut, weil sie in meinem Beruf oft durcheinandergeworfen werden. Es tut mir leid, ich wollte Euch nicht beleidigen. Dich beleidigen?”

Julipp lächelte und schüttelte den Kopf. “Und ich dachte, ich wäre Euch zu nahe getreten. Wollen wir zum Du wechseln?”

Freden nickte. “Gern.”

Die Ziege entwandte sich plötzlich aus vis Streichelberührung und hopste leichtfüßig (leichthufig?) auf den Tisch zwischen sie. Außerdem gab sie ein lautstarkes “Mäh!” von sich.

Julipp schüttelte den Kopf. “Das macht sie manchmal. Ziegen eben. Wie ist es? Würdest du sie mir gegen eine, wie heißt das, Session abkaufen?”

Freden musste sich arg zusammenreißen, nun keinen Ton des Amüsements von sich zu geben. Eine Session für eine Ziege? Freden hatte ein starkes Bedürfnis, Julipp eher rauf- als runterzuhandeln. Vii kontrollierte die eigenen Gesichtszüge. Wie nun eine Session unterbieten?

Okay, wenn grandios erniedrigend, dann wohl richtig. “Ein Handküsschen.”

Freden konnte beobachten, wie es nun Julipp genauso erging. Die Ziege war zum Glück damit beschäftigt, eine Serviette zu essen, die wahrscheinlich noch nie einen besseren Zweck erfüllt hatte (immerhin war es eine Virtualität), und verfolgte ihre fast entgleisende Mimik in keinster Weise.

Julipp seufzte. “Ich sehe ein, dass ich da viel zu hoch angesetzt habe. Aber einen Kuss hätte ich schon ganz gern.”

“Einen Handkuss also”, Freden betonte das Wort ‘Kuss’, um es von ‘Küsschen’ abzugrenzen und reichte die Hand zum Einschlagen.

Dieses Mal schaffte Julipp es nicht, die Mimik starr zu halten. “Ich meinte einen richtigen Kuss.”

Freden grinste auch, als vii Julipp beim Gedankenentheddern zusah. “Was ist an einem Handkuss falsch?” Vii zog die Hand nicht weg.

“Oh, nichts.” Julipp atmete tief ein und aus. Und schaffte es dann, sich zu präzisieren. “Einen Kuss auf den Mund?”

Freden zog die Hand wieder weg und verschränkte die Arme. “Dir ist klar, dass ich noch weitere Anschaffungen machen muss, wenn ich eine Ziege kaufe, nicht wahr?”, fragte vii. “Ziegen sind Gesellschaftstiere. Ich werde mir eine zweite anschaffen. Und reich bin ich nun wahrlich auch nicht.” Die Sache fing an, vii Spaß zu machen.

Die Ziege suchte sich diesen Moment aus, um vorsichtig, fast eher wie eine Katze, vom Tisch auf Fredens Schoß zu steigen, und als sie dort angekommen war und viiv die Sicht auf Julipp verstellte, noch einmal “Mäh!” sagte.

“Ein Wangenkuss?”, schlug Julipp vor.

Freden umarmte die Ziege. “Du bist schon ein herrliches Wesen”, flüsterte vii in ihr Fell. “Ach, was soll’s. Für ein Wangenküsschen soll sie reichen.”

Jullip kam um den Tisch herum und schlug ein. In die angesabberte Hand. Wenn schon, denn schon.