Funkenfrequenz

Nurek

Es hätte sich nicht so gut anfühlen sollen. Marims Bericht darüber, dass er ohne sie ständig hier vorbei gelaufen wäre. Es war ein unangenehmer Struggle. Sie fühlte sich dadurch für etwas hilfreich. Als wäre es auch ein Glück für Marim, sie dabei zu haben. Es war ein beschissener Zwiespalt, weil sie sich nicht dadurch wertvoll fühlen wollte. Natürlich wäre Marim auch so glücklich gewesen, mit ihr zusammen hier zu sein. Nicht zuletzt, weil sie zusammen ein Konzert besuchen wollten, was für sie beide ein großes Ereignis war. Sie schaffte es die meiste Zeit über, sich einfach so wertvoll zu fühlen, einfach nur dafür, dass sie war. Oder für irgendwelche Eigenarten. Die Phasen, in denen sie so innerlich einbrach, waren seltener geworden. Sie hatte sie vor allem aus der Kindheit mitgenommen, aber nun mit guter Therapie wurden sie allmählich weniger. Ganz weg ging es nie.

Marims Lächeln als er ihr die Hand gegeben hatte, tat gut. Vielleicht ging es ihr nun auch besser, weil es ein Themenwechsel war und der Fokus nicht mehr auf ihr lag.

Sie betraten das Museum und blieben erst einmal neben dem Eingang stehen, um sich umzusehen. Nurek stellte schnell fest, dass sie das Museum zwar mochte, aber sie im Wesentlichen schon kannte, was hier ausgestellt war. An einer Wand waren aus vielen Generationen von Bildschirmen jeweils einer aufgestellt, von alten, kastenförmigen Monitoren über flache und gekrümmte aus der Hartplastikzeit mit immerhin Full-HD zu den roll- und faltbaren, die heute üblich waren.

Vermutlich produzierte ein schon recht alter olfaktorischer Emitter Geruch nach verbranntem Staub. Das war an sich ein Geruch, der stereotyp mit dieser Einrichtung assoziiert wurde, aber Nurek war sich einigermaßen sicher, dass die Geräte selber eigentlich nicht so sehr rochen und der Geruch auch nicht genau traf, wie die Geräte früher gerochen haben mochten. Daher tippte sie darauf, dass der Emitter, der die Immitation versuchte, schon älter war und es nicht ganz so gut hinbekam, wie es einem modernen möglich gewesen wäre. Sie störte der Geruch nicht.

In diesem Augenblick begann ein Laserdrucker sich rhythmisch zu bewegen, ohne Papier zu bedrucken. Papier war wertvoll, wurde nur noch sehr selten benutzt. Das Geräusch des Druckers mochte Nurek. Dazu setzte ein summendes anderes Geräusch ein. Einige Takte lang spielte es eine Art sehr abstrakte Melodie. Noch nicht sehr ausgearbeitet, vermutete Nurek. Sie brauchte bis zum Ende der Melodie, um herauszufinden, dass die Geräuschquelle ein Festplattendeck war. Neben dem Deck stand eine Person an einem alten Klapplaptop, der nicht rollbar war und dessen Bildschirm ein konsolenlastiges, altmodisches Bild zeigte. Nurek hatte manchmal alte, simulierte Rechner in Virtualitäten verwendet. Ein kleiner Ork mit ein paar grauen Locs, die fast bis zum Boden reichten, stand daneben und betrachtete die gezeigten, bunten Code-Zeilen.

Nurek blieb mit etwas Abstand neben ihm stehen. “Ist über die Schulter gucken schlimm für dich?”, fragte sie. Eine häufig gestellte Frage, wenn eine Person einen Rechner bediente, und das nicht ohne Grund.

“Ja, aber nein, aber ja.”, sagte die Person, ohne die Augen vom Bildschirm zu lösen. “Ich bin dadurch langsamer, aber ich arbeite auch nicht ohne Grund im Museum und nicht in einer ruhigen Ecke. Frag, wenn du Fragen hast. Das inspiriert!” Der Ork blickte doch zu ihr, als sie nicht gleich reagierte und winkte sie näher. “Komm her.”, forderte er sie auf. “Ich bin Jonde. Pronomen sie. Und ich beiße nicht.”

Nurek kam näher. “Nurek. Sie, ihr, ihr, sie.”, sagte sie. “Diese Redewendung mit dem beißen irritiert mich immer. Weil die Aussage meistens nicht stimmt.”

Jonde hob eine Braue und runzelte die Stirn. “Ich hatte wirklich nicht vor, dich zu beißen.”, sagte sie.

War da Verärgerung in der Stimme? Uffz. “Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass du nicht vorhast, mich ohne Einverständnis meinerseits zu beißen.”, sagte Nurek. “Aber beißen ist schon etwas, was die meisten Personen machen, wenn sie essen. Nicht alle natürlich.”

“Oke.”, sagte Jonde, etwas längergezogen und seufzte. Die Stimme klang ein wenig runzlich und eigentlich sehr sympathisch. “Bei dir muss ich also auf Präzision Acht geben. Bist du gut im Programmieren? Habe gehört, da ist das eine supi Eigenschaft.”

“Mäßig.” Nurek vermutete, dass ihre Skills im Vergleich zu denen der Fenster ziemlich schlecht wären.

Sie merkte außerdem, wie die Konversation ihr Kraftreserven zog, mit denen sie haushalten musste. Aber sie fühlte sich auch nicht wohl, jetzt sofort zu gehen. Also blieb sie unschlüssig stehen und sah sich nach Marim um, der sich gerade in einer anderen Ecke des Museums aufhielt. Sie fing seinen Blick ein und hielt ihn fest, bis er verstand, dass er zu ihr kommen sollte. Aber bis er da war, war sie irgendwie doch mit Jonde in ein Gespräch geraten, das nicht so unangenehm war wie der Anfang. Jonde hatte einfach angefangen, den Code zu erklären. Sie erklärte, dass der Programmcode ein Lesen der Festplatte veranlasste, und jenes wiederum den physischen Ton erzeugte.

“Richtig cool ist es, wenn der Programmcode, mit dem die Platten und Laufwerke so angesteuert werden, dass sich die Musik ergibt, die wir spielen, sich auch noch als Lyrics für das entstehende Stück eignen.”, erklärte Jonde in einem Tempo, bei dem Nurek, erschöpft wie sie war, sich anstrengen musste, gedanklich hinterherzukommen. Die Satzstruktur machte es nicht leichter. “Daran arbeite ich. Und auch Leute mit wenig Know-How haben manchmal richtig gute Ideen. Also nur zu! Fragt, denkt laut, was ihr mögt. Es gibt kein falsch.”

Nurek stellte also Fragen, bekam aber völlig unverständliche Antworten, als es ins Detail hätte gehen sollen. Die Fragen schienen allerdings tatsächlich zu inspirieren. Jonde schob Code hin und her, und das Stück, das die Festplatten mit dem Laserdrucker spielten, wurde etwas komplexer.

“Du bist also Mitglied bei den Fenstern?”, fragte Marim.

“Ja. Ich stehe dieses Jahr das erste Mal bei einem Stück hier auf der großen Bühne.”, verkündete Jonde. “Kommt ihr?”

“Das ist bisher der Plan.”, antwortete Marim.

Jonde lächelte. “Das freut mich sehr. Die Angst, dass niemand käme, ist auf dem Funkenfest natürlich albern. Aber trotzdem freue ich mich, Gesichter zu sehen, von denen ich weiß, dass sie da sein werden.”

Nurek stellte mit leichtem Unbehagen fest, dass Jondes Interpretation unpräzise war: Sie planten es bisher. Das war keine Garantie. Nurek stellte am Stress, den die Unpräzision vorhin und jetzt verursachte, fest, dass sie sachte über die Grenze ihrer Belastbarkeit gerutscht war. “Ich muss ins Bett.”, sagte sie.

Marim übernahm das halbwegs höfliche Verabschieden und sie wanderten zu ihrem Zelt zurück.

“Mist.”, murmelte Nurek, als sie es erreichten. “Das war dann doch eine Spur zu viel.”

Marim sagte nichts dazu. Er blickte sie nur aufmerksam an. Er überredete sie noch, mit ihm Zähneputzen zu gehen. Das hatten sie vorher ausgemacht, dass er sie mindestens einmal am Tag überreden solle, egal wie es ihr ginge, weil sie wusste, dass sie es sonst so lange vernachlässigte, bis es ihr sehr schlecht ginge.

Dann kam er nach ihr ins Zelt und legte sich ruhig zu ihr. “Ich habe dich ganz schön lieb.”, sagte er leise.

Nureks Gefühlswelt war insgesamt gedämpft, aber das wunderschöne Gefühl, gern gehabt zu werden, schaffte es doch an die Oberfläche. Sie antwortete nicht. Ihr war zu warm. Aber sie konnte nicht ohne Decke schlafen. Irgendwann in der Nacht würde es schon kühler werden. Aber das Schabernakel-Konzert war schon morgen Nacht, eines der ersten Konzerte auf dem Festival überhaupt. Wenn sie zu kurz schlief, nämlich nur bis es wieder hell würde, könnte sie es dann richtig genießen?

“Denkst du daran, Noise Cancelling zu aktivieren, damit dich morgen früh nicht Geräusche aufwecken?”, fragte Marim.

Nurek erschreckte sich fast. “Natürlich habe ich das vergessen.”, sagte sie, und aktivierte es. Nun hörte sie nur noch Marims Stimme. Und natürlich ihren Wecker, der auf Spätnachmittag gestellt war, einfach nur für den Fall, dass sie bis fast an das Konzert heran schlafen würde.


Sie wachte um Mittag herum auf und war hungrig. Marim war längst wach und las irgendwelche Nachrichten, Blogartikel, Shortspread-Timelines, was es eben so zu lesen gab, wenn eins still in einem Zelt herumlag und wartete, bis das Herzwesen endlich die Augen aufschlug.

“Ich hab’s mir überlegt.”, sagte Nurek.

“Du fändest es doch okay, wenn ich Feuer spuckte.”, schlug Marim vor.

Nurek lachte. Und schüttelte den Kopf. “Nope. Ist zu warm. Wasser wäre okay.”

“Also…” Marim schaute sie ungläubig an, – wahrscheinlich gespielt ungläubig. “Ich kann durchaus Spucke spucken und das ist nicht so furchtbar weit entfernt von Wasser. Aber ich würde dich eigentlich so einschätzen, dass du noch weniger gern bespuckt wirst, als geküsst.”

“Da ist was dran.”, sagte Nurek. “Ich hatte mir das eher so Wasserspeier-mäßig vorgestellt.”

Marim und sie kicherten gemeinsam, versuchten sich aber zu beherrschen. Immerhin war dies hier das Calmp. Hier galt, dass sie nicht zu laut sein sollten.

“Was hast du dir überlegt?”, fragte Marim.

“Dass ich dich wegschicke, während ich alleine hier bleibe.”, sagte Nurek. “Ich habe mir überlegt, du bringst mir Frühstück ans Bett. Und du darfst dabei gern etwas länger brauchen, wenn du möchtest, so eine Stunde vielleicht. Musst du auch nicht, aber du hattest das gestern vorgeschlagen.”

“Das kann ich einrichten.”, meinte Marim. “Ich würde am liebsten wieder deinen Wünschen gerecht werden. Sprich, wenn du gern diese Stunde mit dir selber hättest, dann finde ich schon eine Beschäftigung. Aber ich brauche das nicht.”

“Nicht allein.”, korrigierte Nurek. “Ich würde mit Linoschka reden.” Es würde bestimmt kein intensives Gespräch werden.

“Ich würde dir nach einer Dreiviertel Stunde eine Nachricht schicken und fragen, ob ich länger wegbleiben soll, und du schickst mir eine Zahl. Und wenn du keine schickst, bin ich in einer Stunde wieder da, sonst um die Zahl länger. Klingt das gut?”, fragte er.

Nurek zögerte, dann nickte sie. Eigentlich war ihr das zu viel, dann auch noch Entscheidungen zu fällen. Aber sie überlegte, dass das dann auch Linoschka übernehmen könnte.


Es wurde ein schönes Gespräch. Linoschka schlief auch gerade in der Botanik. Ohne Zelt dieses Mal und mit nur drei Streichhölzern, um sich gegebenenfalls ein Feuer zu machen. Linoschka hatte tatsächlich eines gebraucht. Sie war nördlicher unterwegs. All das war eine gängige Übung für die dritte Phase des Spiels, also Training. Und eigentlich sollten sie dabei nicht mit irgendwelchen Leuten telefonieren, aber Linoschka hielt sich nicht immer daran. Sie hatte häufiger Sehnsucht. Und zugleich freute sie sich auf die dritte Phase.

Außerdem bereitete sie mit Bjork zusammen einen Workshop vor, in dem sie einer Gruppe von Leuten, die wahrscheinlich mindestens zur Hälfte aus Kindern und Jugendlichen bestehen würde, einiges zu Orkando zeigen und erklären würden.

“Ich freue mich, dann vielleicht mal auf der anderen Seite zu sein und zu trainieren.”, sagte sie. “Aber ich mag eigentlich nicht vor vielen Leuten sprechen.”

“Lässt sich das so aufteilen, dass du nicht oder wenig vor Leuten sprichst, und dann später vielleicht, wenn sich Paare bilden, Dinge zeigst?”, fragte Nurek.

“Ich hoffe.”, sagte Linoschka. “Ich sollte mit Bjork darüber reden. Es ist alles so aufregend! Wie ist es bei euch?”

“Auch zu aufregend.”, sagte Nurek. “Ich bin hochangespannt und will gerade nicht über Einzelheiten reden.”

Linoschka verstand und beschrieb stattdessen ihre Umgebung und wie sie das Feuer angezündet hatte, – aber langsam, sodass es nicht zu viel Information wäre.


Nach ihrem Frühstück im Bett hatten sie eigentlich vor, noch einen Spaziergang außerhalb des Geländes zu machen, um die Zeit bis zum Abend abzukürzen, und sich dann den perfekten Platz zu suchen. Aber auf dem Weg entdeckten sie eine kleine, witzige Band, die nicht zum Programm gehörte und sich irgendwo am Rand des Geländes behelfsmäßig aus Paneelen eine kleine Bühne gebaut hatte. Sie waren ziemlich gut, fand Nurek. Die Ecke war ansonsten verhältnismäßig ruhig. Sie konnten sogar sitzen. Sie kuschelten hier, bis der Abend dämmerte. Nurek versuchte sich hydriert zu halten. Bis die Band genug gespielt hatte, nach drei Stunden immerhin, und Nurek und Marim sich Abendessen drucken wollten.

Auf dem Weg verliefen sie sich das erste Mal. Sie kamen beim LGBTQASIN+-Camp vorbei, das wunderschön beflaggt und mit Pride-Farben beleuchtet war und wo viele Personen in schönen Kostümen herumliefen. Marim hätte mit den langen Ringelstrümpfen, seinem kurzen Kleid und seiner Schminke sehr gut da hineingepasst. Nurek merkte, wie er am Camp langsamer wurde.

“Möchtest du dem Camp gern einen Besuch abstatten?”, fragte Nurek.

“Ich kann das auch morgen noch.”, sagte Marim. “Mein Nagellack blättert ab, und kaum wo ist es schöner, sich Nägel neu zu lackieren, als unter anderen queeren Leuten.”

Nurek lächelte. Sie hätte ihn vielleicht motiviert, jetzt dort hinzugehen, wenn sein Wunsch nicht Nägel lackieren gewesen wäre. Sie hörte zu lächeln auf, weil sie sich schlecht dafür fühlte. “Ich könnte mit dem Geruch von frischem Nagellack gerade nicht umgehen.”, murmelte sie.

“Findest du deshalb abblätternden Lack besonders hübsch?”, fragte Marim grinsend.

Nurek schüttelte den Kopf. “Das ist unabhängig.”

“Ich denke frühestens morgen darüber nach, dort hinzugehen, und dann mit dir gemeinsam. Wir wollten ja auch noch die Fenster hören.”, sagte Marim.

Sie hatten gerade ein weiteres Themen-Camp hinter sich gelassen, von dem sie nicht so leicht erkennen hatten können, was das Thema war, und standen wieder etwas ratlos herum, einen Plan suchend, als ein Elb etwa zwei große Schritte vor ihnen stehen blieb. Marim schaute ihn erwartungsvoll an. Nurek tippte auf einen der Knöpfe, die sie auf einem Pinboard an ihr Oberteil geheftet hatte, auf das sie häufige Befehle an ihren Taschenrechner programmiert hatte. Es deaktivierte das Noise Cancelling für die nähere Umgebung. Sie war neugierig, was der Elb wollte. Die Geräuschkulisse war unangenehm, aber machbar.

“Hi!”, sagte der Elb. Er sprach zu Marim, da war sich Nurek recht sicher.

“Moin!”, grüßte Marim zurück.

“Hast du Lust auf Sex?”, fragte der Elb. Er war etwa einen Kopf größer als Marim und hauptsächlich schwarz gekleidet, aber machte keinen bedrohlichen Eindruck, fand Nurek.

“Nein.”, sagte Marim sachlich.

“Okay.”, sagte der Elb und wandte sich zum Gehen um.

Nurek runzelte die Stirn. Für Marim schien die Sache abgehakt zu sein. Er blickte sich weiter um und zeigte schließlich auf eine Stellwand etwas weiter weg, die ein Plan sein könnte, als sich der Elb wieder ihm zuwandte. Auch Marim schenkte ihm erneut Aufmerksamkeit.

“Auch nicht mit gründlichen Absprachen, Konsens und Verhütung und allem?”, fragte der Elb.

“Auch dann nicht.”, sagte Marim mit einem freundlichen Lächeln.

“Ich hoffe, ich war nicht aufdringlich.”, sagte der Elb. “Ich wünsche euch alles Gute.” Dann eilte er tatsächlich davon.

Marim führte Nurek zielsicher zwischen den anderen Leuten hindurch bis zum Plan. Es waren nicht so viele und zum Glück stand auch keine Personentraube davor, wie das nicht selten bei Plänen der Fall war. Schließlich fanden sie sich darauf zurecht. Sie wollten einen Abstecher über eine Wasserabzapfstelle machen, an einem der Kunstfeuer für kleine Gruppen zu Abend essen, wo nie mehr als zehn Leute gleichzeitig zugelassen waren, was über ein Online-Zuordnungs- System funktionierte, und anschließend vor der Bühne auf dem Boden platznehmen.

“Passiert dir sowas häufiger?”, fragte Nurek, als sie es bis an ein solches Kunstfeuer geschafft hatten.

“Dass ich mit dir an Kunstfeuern esse?”, fragte Marim grinsend. “Ich vermute, noch so zwei- bis dreimal, dann weiß ich noch nicht.”

“Dass du nach Sex gefragt wirst, von völlig fremden Leuten.”, korrigierte Nurek.

“Ab und zu.”, sagte Marim.

“Sagst du manchmal ‘ja’?”, fragte Nurek.

“Das ist kontextabhängig.”, sagte Marim. “Ich gehe manchmal sehr bewusst auf sogenannte Private Play Partys. Ich bin dort oft gefragt, sozusagen. Also, anscheinend finden mich viele attraktiv. Und ich gehe da hin, wenn mir danach ist, auf solche Fragen ‘ja’ zu antworten.” Marim zog die Sandalen aus und kreuzte die Beine auf der Sitzfläche, bevor er weiter aß. Er wartete, bis Nurek sich, ebenfalls mit verschränkten Beinen, dazugesetzt hatte, bevor er fortfuhr. “Bei anderen Gelegenheiten habe ich meistens – wie jetzt – schon andere Pläne, aber wenn nicht, kommt es auch mal vor, dass ich ‘ja’ sage. Ich mag das Abenteuer.”

“Gibt es dafür, dass es okay ist, dich zu fragen, irgendein Zeichen? Sehen sie dir das an?”, fragte Nurek. “Denn ich glaube, mich würde das in jedem Fall nerven und stressen, wenn mich Leute frügen.”

“Keine bewussten. Ich habe mich das auch schon gefragt.”, sagte Marim nachdenklich. “Ich kenne nicht viele, die sowas oft gefragt werden. Ich habe immerhin Gesprächsbereitschaft suggeriert, glaube ich. Aber ob ich irgendwelche Signale sende, dass das Thema bei mir okay wäre, weiß ich nicht. Ich hoffe, es ist nicht sowas wie Kleidungsstil. Es sollte niemand wegen Kleidungsstilen belästigt werden.”

“Vielleicht sollte ich zum Test deinen Kleidungsstil ausprobieren.”, überlegte Nurek. “Aber ich glaube, an dir ist mehr. Du bewegst dich so elegant. Deine Gestik wirkt ein bisschen, hm, ich kenne keine Worte dafür, es ist ein bestimmter Stil. Den ich übrigens sehr mag.”

Marim lächelte und strich sich langsam und jene Gestik übertreibend mit passend überspitzter Mimik die Haare hinter die Schulter, wo sie eigentlich schon waren. “Diese?”, fragte er.

“Genau!”, sagte Nurek.

“Jedenfalls, auf den PPPs – das ist kurz für Private Play Party – gehört es einfach dazu, dass sowas gefragt wird. Ich glaube, das wäre dann vielleicht eher nichts für dich.” Marim grinste sie an und Nurek nickte. “Darf ich dir ein Detail von einer erzählen, das vielleicht sexuell sein könnte, aber in etwas anderer Art, die vielleicht nicht so schlimm für dich sein könnte?”

Nurek blickte ihn skeptisch an, aber stimmte dann neugierig zu. “Na gut.”

“Eine meiner schönsten Nächte war eine auf einer PPP, in der mir eine andere Person die ganze Nacht die Füße massiert hat. Während ich schlief auch. Das war sehr wohltuend.”, berichtete Marim.

“Das klingt eigentlich nicht so sexuell. Das stimmt.”, gab Nurek zu. Fußmassagen mochte sie auch. Sie sollte Marim mal fragen, ob er dazu Lust hätte.

“Es ist personenabhängig.”, erklärte Marim. “Für manche hat es nichts mit Sex zu tun, für andere ist es welcher. Für die Person gehörte Erregung dazu, ich gehe nicht weiter ins Detail. Und es war ein D/s-Spiel, domination-submission. Für die Person war wichtig, in der Hierarchie unter mir zu sein. Außerdem war es vielleicht das einzige Mal, dass ich Sex mit einem Mann gehabt habe.”

“Oh, bist du hetero?”, fragte Nurek. Sie fragte sich, warum sie der Gedanke so überraschte. Vielleicht, weil sie sich darüber einfach noch keine Gedanken gemacht hatte.

“Ich denke, schon, also in dem Spektrum oder so. Eher zumindest. Ich leite das davon ab, dass ich mich bisher vor allem mit Personen auf Beziehungen und Interaktion eingelassen habe, die sich geschlechtlich wenig bis weiblich einordnen.”, erklärte Marim nachdenklich. “Ich fühle mich etwas unkomfortabel darüber zu reden, weil, nun ja, sexuelle Orientierung einordnen ist keine einfache Sache und eher so ein Prozess. Es liegt nahe, dass ich wohl hetero bin.”

“Oh, wenig einordnen, klingt bei mir passend. Ich bin irgendwie weiblich, denke ich, aber ich fühle eigentlich auch nicht so viel Geschlecht.”, teilte Nurek mit. Es war spannend, dass sie nie zuvor darüber geredet hatten, obwohl sie nun schon seit über einem halben Jahr in einer Beziehung waren. Vielleicht ging es einfach auch ohne gut. “Ich habe aber gelernt, dass ‘sich weiblich einordnen’ keine so gute Wortwahl ist.”, wandte Nurek nachträglich ein. “‘Eine Person ist weiblich’, wäre da eine bessere Formulierung.”

“Zufällig ist mein bestes Herzwesen trans und steckt ziemlich tief in den Diskursen drin.”, sagte Marim. “Was trotzdem nicht heißt, dass ich alles richtig wiedergeben könnte. Ich meine, grundsätzlich hast du recht. Der Wunsch nach der Formulierung ‘Eine Person ist weiblich.’ oder ‘ist anderes Geschlechts-beschreibendes Adjektiv’ kommt, weil viele dya cis Personen vor allem früher ausschließlich bei Personen die Formulierung ‘fühlt sich als’ verwendet haben, die trans waren, weil es in ihrer Vorstellung nicht echt war. Ich würde auch meistens die ist-Formulierung nehmen. Die Formulierungen sind aber, wenn ich das richtig mitbekommen habe, in den letzten Jahren wieder etwas aufgeweicht, weil insgesamt mehr über Geschlecht gesprochen wird, auch unter cis Personen. Wenn es nicht othernt verwendet wird, sondern auch cis Frauen darüber nachdenken, wie sich weiblich sein anfühlt, ist es etwas anderes.”, fasste Marim zusammen. “Gerade habe ich deshalb ‘einordnen’ gewählt, weil ich auch Personen einfassen wollte, die demiweiblich sind, oder gelegentlich weiblich, aber oft genug, dass sie sich bei einer Frage ‘bist du eher weiblich’ dort verorten würden. Ich bin nicht sicher, wie respektvoll das war. Ich glaube, ich rede da mal mit Anuka drüber.”

Nurek nickte. “Das klingt insgesamt sinnvoll, was du sagst. Ich sollte da vielleicht auch drin stecken. Schließlich ist auch Mø trans. Aber es ist lange her, dass wir darüber geredet haben.”, sagte sie. Sie fügte hastig hinzu: “Mø macht da kein Geheimnis draus. Sie sagt, es gehört zu ihr, wir sollen darüber so reden, wie es uns natürlich vorkommt.”

“Ich weiß.”, sagte Marim. Sie schwiegen einen Moment, bis Marim die nächste Frage stellte: “Du bist dann bi- oder panromantisch?”

“Ich würde mit einem Baum flirten, wenn wir einen Weg fänden, miteinander zu kommunizieren. Und einigermaßen auf einer Wellenlänge wären.”, erwiderte Nurek. “Und wenn ich genauer wüsste, was flirten ist. Jedenfalls hätte ich mich als omniromantisch eingeordnet, weil mir die Entität hinter einer Person – die physikalische Repräsentation – völlig gleich ist, aber ich glaube, omniromantisch war schon anders belegt.”

“Ich erinnere mich gerade nicht wie, aber ja, ich glaube schon.”, sagte Marim. Er fügte grinsend hinzu: “Labelsalat.”

“Wobei ich den Labelsalat auch mag.”, räumte Nurek ein. “Nur beim Erfinden eines Labels für mich musste ich dann mal checken, ob das schon belegt ist. Und mir ist dann kein besseres eingefallen.”

“War auch nicht abfällig gemeint.”, stellte Marim sanft klar. “Oh shit, wir wollen los!”


Es war ein gutes Gespräch, es hatte wirklich sehr abgelenkt. Sie eilten zum Geschirrspülen, aber ein freundlicher Bergtroll ohne Zeitdruck meinte, er würde gern ihr Geschirr spülen, das würde ihn gerade beruhigen. Marim hatte gefragt, ob es ihm gut ginge und ob er Hilfe bräuchte und er hatte verneint. Er wirkte auf Nurek etwas neben der Spur, und als sie es Marim mitteilte, ging es ihm genauso. Vielleicht hatte sich das ‘nein’ nur auf die erste Frage bezogen und er hatte die zweite offen gelassen. Da es sich außerdem um eines der künstlichen Feuer handelte, wo vor allem Personen mit Schwierigkeiten mit lauten und wuseligen Umgebungen waren, und sie kaum Zeit gehabt hätten, noch einmal zurückzukehren, rief Marim nach einigem Hin- und Herüberlegen, ob das übergriffig wäre, beim Secruiteam an, und schilderte kurz, was los war. Er erreichte Gabriane, die aber schon Bescheid wusste. Es war schon jemand auf Wunsch der Person selbst unterwegs. Nurek atmete durch. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass diese Situation einen so entlastenden Ausgang bekommen könnte.

Sie suchten sich einen Platz auf der Wiese vor der Bühne, auf der die Band Schabernakel gerade ihren Soundcheck machte. Sie saßen, wie viele andere, auf dem Boden. Nurek fühlte sich so aufgeregt, dass es sich nicht aushaltbar anfühlte. Sie flatterte die ganze Zeit mit den Armen und schwankte mit dem Oberkörper. Marim ließ sie, gab ihr bald etwas zu trinken, wirkte ruhig und gelassen und verständnisvoll. Wie diese Emotion des Liebhabens nun auch noch in sie reinsollte, hatte sie keine Ahnung, aber es war auf einmal sehr stark. Sie ließ sich in seinen Schoß kippen und weinte leise, weil alles zu viel war. Er streichelte ihr über den Rücken, wie er es für sie und solche Situationen gelernt hatte.

Zwischen Soundcheck und Konzertstart gab es einen Zeitraum, in dem das Gewusel so schlimm wurde, dass Nurek sich fragte, ob sie weglaufen sollte. Es waren lauter Leute um sie herum. Natürlich waren sie das. Es war ein Konzert. Sie hatte sich das so ausgesucht. Sie hatte sich selbst entschieden, zwischen den Leuten zu stehen und nicht am Rand. Aber nun zweifelte sie an der Entscheidung.

Irgendwann applaudierte das Publikum. Nurek zwang sich aufzustehen. Marim hielt sie von hinten fest. Nurek versuchte zu atmen. Sie würde nicht davon sterben, dass so viele Leute um sie herum wären. Es gab hier das Securiteam und sie vertraute darauf. Und auf das Sozialverhalten der Leute. Sie bemerkte, dass sie um sie herum etwas leiser waren, etwas mehr Abstand hielten, vielleicht einen besorgten Blick auf sie warfen, aber wenn sie zurücksah, lächelten. Das musste daran liegen, dass ihr Gesicht auslief und sie zitterte. Und dann auch lächelte.

Der Applaus verblasste und es wurde leiser, als ein Mikrofon mehrfach klackte, wie um Bescheid zu geben, dass es gleich benutzt werden würde. Kurz darauf klang aus den riesigen Stapeln von Boxen deutlich und nicht zu laut über den ganzen Platz die Stimme eines der Bandmitglieder:

“Wir werden ja oft gefragt:”, leitete diese ein und machte direkt eine Kunstpause in die Stille. “Was sind eigentlich Nakel.” Ein leises Raunen ging durch die Menge. “Nun ja, die Nakel, das sind wohl wir. Und wir sind nicht irgendwelche Nakel, sondern die Nakel des Schabers. Die Schabernakel sozusagen. Als Schabernakel sind wir fürs Schaben verantwortlich. Unter anderem schaben wir auf unseren Instrumenten herum. Besonders gut eignet sich so eine Bratsche zum darauf Herumschaben. Magst du mal?”

Die Person neben jener am Mikrofon rubbelte mit dem Bogen über ihr Saiten-Instrument, dass es nicht richtig aussah, und erstaunlich gekonnt dissonante Töne produzierte. Nurek bekam eine Gänsehaut, und zu ihrer Überraschung fühlte sie sich plötzlich gut. Eine Euphorie in einer Stärke verdrängte die Nervosität, die sie so noch nie erlebt hatte, und machte ihren Kopf und ihre Wahrnehmung seltsam klar. Auf positive Art, erstmal. Aber Nurek vermutete, dass es später einen Preis haben würde.

Die Person mit der Bratsche reckte sich zum Mikrofon und fragte: “So?”

“Ah, welch schöner Schaber.”, sagte die Sprechperson und deutete auf den Bogen. “Wir könnten glatt sagen, ein Schaber, um den Bogen zurückzuschlagen zur Musik.”

Ohne irgendeine weitere Einleitung fingen sie an, ein Stück zu spielen. Es klang ohne Frage gut. Nurek kannte es noch nicht. Aber sie brachen es schon nach wenigen Takten mitten drin ab, ohne erkennbares Zeichen, wie aus dem nichts.

“Bogen versteht ihr?”, fragte die Sprechperson.

Die Menge lachte. Sie hatte vorher schon gelacht, aber dieses Mal lachte Nurek mit und merkte es deshalb bewusster.

Unkoordiniert wirkend, vielleicht gekonnt unkoordiniert, stiegen sie an der Stelle wieder ein, aber brachen kaum fünf Takte später wieder ab.

Die Person mit der Bratsche reckte sich abermals zum Mikrofon. “Ich glaube, du überspannst gerade den Bogen.”

“Da ist wohl der Schabernack mit mir durchgegangen.”, sagte die Sprechperson von vorher wieder. “Streich das.”

Nurek lachte auf. Was für eine großartige Band. Sie wünschte sich gerade, genau hier zu sein.

Die Person mit der Bratsche erzeugte weitere gekonnt disharmonische Töne. Wieder fragte sie “So?”, sich zum Mikrofon beugend.

“Ich bin völlig durcheinander gekommen.”, monierte eine Person im Hintergrund. Sie hatte eine sehr sachliche, unbeeindruckte Stimme, als ob sie der ganze Schabernack bisher nichts angegangen wäre.

“Haben wir’s vergeigt? Wollen wir zurück an den Anfang?”, fragte die Sprechperson.

Die Band stimmte zu. Und dann spielten sie, spielten die Takte, die sie bereits gespielt hatten, rückwärts. Nurek war sich erst nicht sicher, aber sie bewegten sich dazu auch wieder rückwärts, wie sie sich zuvor vorwärts bewegt hatten, was Nurek eigentlich nur unterbewusst mitgeschnitten hatte.

Als sie wieder am Anfang angekommen waren, applaudierte das Publikum laut, und Nurek hielt sich begeistert die Ohren zu.

“Nach diesem etwas dadaistischen Intro fangen wir dann nun an, wie üblich in der Mitte des Geschehens.”, fasste die Sprechperson mit einer Verbeugung zusammen.

Dann spielen sie das selbe Stück von eben wieder von vorn, aber in völlig anderem Tempo, viel langsamer, sodass die Musik auf einmal traurig und getragen wirkte.


Schabernakel war eine Band, die – besonders live – es drauf hatte, Stimmungswechsel zu verursachen, die Zuhörende ohne Vorwarnung auseinanderzerrten. Sie rissen Witze in die traurigste Stimmung, oder gingen mitten von einem lustig wirkendem Teil in tiefe Trauer über. Sie schaukelten zwischen unbeschwert wirkendem Lebensmut und ernst-philosophischem Lebensmut.

Teils waren die Refrains in alter nöldischer Sprache. Meist sangen sie Kadulan oder Niederelbisch und letzteres manchmal mit einem alten Dialekt aus der Zeit verschiedener Völkerwanderungen, weil die Noldafin bis vor gut einem Jahrhundert noch verfolgt worden waren. Die Inhalte der Stücke waren überwiegend modern, bezogen sich auf aktuelle Politik, Philosophie oder das Leben. Spannenderweise wirkten die Texte auf Nurek oft zuerst klar, und dann hatte sie doch ganz viele Fragen.

Es war eine wundervolle Band. Aber nach vielleicht nicht einmal zehn Stücken begannen Nureks Beine so schlimm vom Stehen zu schmerzen, dass ihre Aufnahmefähigkeit gewaltig sank. Sie merkte, wie sie mit aller Kraft versuchte, aufmerksam zu sein, aber es gelang ihr nicht mehr. Schließlich setzte sie sich auf den Boden zu Marims Füßen, der aufpasste, dass niemand sie da unten übersah. Aber nun sah sie die Bühne nicht mehr und fühlte sich nicht so gut.

Nach fünf bis acht weiteren Stücken – Nurek wusste es nicht – stand sie endlich wieder auf und fühlte sich etwas besser, aber auch sehr matt, als habe sie viel geweint. Sie hatte viel geweint, fiel ihr ein. Nun spielte die Band noch ein paar ihr sehr vertraute Stücke, die sie hätte mitsingen können. Eines wurde dann auch vom Publikum mitgesungen, ein Stück, für das die Band sehr berühmt war. Es war langsam und traurig und glücklich zugleich. Der Chor war wunderschön. Nurek schloss die Augen und ließ sich in die getragenen Töne der Menge fallen – und gegen Marims Rücken, der die Arme um sie geschlossen hielt.

Sie hätte erwartet, dass dies das letzte Stück sein würde, behielt aber nur ungefähr recht: Die Band spielte noch drei Zugaben. Das dritte war ein Stück, für das weitere Musizierende einer anderen nöldischen, unbekannteren Band mit Chor Schabernakel ergänzten. Auch dieses Stück war wunderschön. Und als es vorbei war, löste sich das Konzert auf. Nach einem gewaltigen Applaus, bei dem sich Nurek wieder die Ohren zuhielt, strömten die Fans vom Platz.

Aber Nurek rührte sich nicht. Marim drehte sie herum, sodass sie ihm zugewandt war, und hielt sie fest, stellte sich so in den Strom, dass eher er angerempelt würde als sie. Aber auch er wurde nur ein paar Mal angerempelt. Nurek blickte ihm kurz über die Schulter, warum sie nun mehr Platz hätten. Es hatten sich drei große Orks und ein ebenso großer Elb gefunden, die einen Halbkreis um sie gebildet hatten, sodass der abwandernde Strom Abstand von ihnen nahm. Von so etwas hatte Nurek schon häufiger mitbekommen, dass es auf dem Funkenfest getan wurde. Das war das Sozialverhalten, auf das sich Nurek vorhin zu verlassen versucht hatte, und das sie nun brauchte.

Nurek erinnerte sich nur schemenhaft, wie sie vom Platz gelangte, als endlich ausreichend wenig Leute da waren, dass ihr Körper wieder mechanische Bewegungen machen konnte. Marim brachte sie wieder ins Zelt zurück. Es brauchte sehr lange, bis sie sich beruhigte, aber irgendwann verschwand sie in seltsamen Träumen, die vielleicht so etwas wie Halbschlaf waren.