Gemetzel

“Es tut mir leid, dass ich manchmal so patzig bin.”, sagte Zeitkick schuldbewusst. “Ich wäre vielleicht einfach gern mehr wie du. Naja, außer die Sache mit der Präzision.”

Die Präzision von Bewegungen klappte bei Mirash immer noch nicht. As war nie gut gewesen, Bewegungen anderer gut nachzuahmen. As lernte an sich besser aus Büchern. Oder indem EM-Anzüge as sachte in eine Form pressten. Aber das wäre keine Lehre durch andere, und Mirash wollte die Spielmechanik in diesem Punkt nicht austricksen.

Es war tief in der Nacht. Über ihnen leuchteten die volle Mondscheibe und allerlei Gestern. Gestern, – Mirash musste einen Augenblick schmunzeln. Es war das in der Vergangenheit, allerdings wahrscheinlich nicht erst gestern abgestrahlte Licht von Sternen, sodass beide Betonungen des Wortes zugleich Sinn ergaben. In der einen Weise philosophisch und etwas nerdig und in der anderen lapidar. Wobei, hier in der Virtualität war es natürlich frisches Licht. Es simulierte nur längst vergangenes Verbrennen von Himmelskörpern. Es war jedenfalls milde romantisch. Unter ihnen lag die Stadt. Still. Irgendwo glimmte ein wenig Fackellicht, oder die Illusion davon heraufbeschworen durch eine Optik-Person, das in den unteren Stockwerken der Stadt über eine Brücke wanderte, sonst Dunkelheit und Nebel. Sie saßen nebeneinander auf der Mauerkante des Geländes der Zeit-Basis und blickten hinab.

“Magst du beim nächsten Mal dann hinterherschieben, dass du gerade in so einer Stimmung bist, in der du solche Dinge sagst?” Mirash hoffte, dass das keine unmögliche Bitte war.

“Es fühlt sich einfach so unfair an!”, fuhr Zeitkick auf. “Und ich würde ja am liebsten behaupten, dafür könntest du nichts, weil du eine liebe Person bist, aber ich bin nicht einmal sicher.”

“Was genau fühlt sich unfair an?”, fragte Mirash.

“Ich habe ja gesagt, dass ich auch noch am Anfang bin. Und sie nehmen mich halt noch nicht einmal auf Raids mit, so heißt es, wenn so ein Elementeil spawnt und alle Fraktionen sich darum kloppen, es zu bekommen. Sie sagen, da bin ich noch nicht reif für und haben dafür gute Argumente.” Zeitkick rang die Hände und blickte Mirash schließlich an. “Und dann kommst du, bist gerade einmal eine Woche dabei, und bekommst eine mega komplexe Aufgabe. Und zwar, weil du Scheiße gebaut hast.”

Mirash runzelte die Stirn. “Was genau meinst du mit Scheiße.”

“Ach komm, das weißt du selbst.”, grummelte Zeitkick. “Flammenfinger Zeittricks beibringen. Mich überreden, dich rauszulassen, obwohl du noch nicht soweit bist.”

“Letzteres ist falsch dargestellt.”, hielt Mirash fest. Aber die Worte drangen irgendwo zu ihm durch. As wehrte sich dagegen. As wusste, dass as leicht auf emotionalen Druck ansprang und toxisches Verhalten oft viel zu spät erkannte. Aber ob so eine leichte Übertreibung da wirklich hineinfiele? Zeitkick ging es mit der Situation nicht gut, und das konnte Mirash verstehen. Das sollte sie auch ausdrücken dürfen. Vielleicht war Mirash gerade besonders empfindlich, weil Flammenfinger von Manipulation gesprochen hatte. Flammenfinger hingegen hatte gute Charakterkenntnis, vermutete Mirash, und konnte diese Worte sehr gut mit Absicht fallen gelassen haben, um Mirash zu verunsichern. Aber mit welchem Motiv?

“Es tut mir leid.”, sagte Zeitkick. “Es hat sich so angefühlt. Du wolltest dich quasi umbringen. Was meinst du, was das mit mir macht?”

“In einem Spiel mit Respawn.”, gab Mirash zu bedenken.

“Du bist gerade auf Level 5 angekommen. Wenn du stirbst, verlierst du ein Level. Und verlierst jeweils etwas vom Balken für deine erlernten Fähigkeiten. Zeitleute gehen mit Sterben in diesem Spiel nicht leichtfertig um.” Zeitkick klang deutlich harsch.

“Und warum hast du mir das nicht einfach stattdessen erklärt? Sowas weiß ich doch nicht.” Mirash stellte sich vor, von vorn zu leveln. Das wäre anstrengend, das stimmte. Zeit war schon zeitaufwendig. Das hatte as von vorherein gewusst.

Zeitkick seufzte. “Ich vergesse immer, was du das alles noch nicht weißt.”, sagte sie. “Aber warum kannst du nicht ein bisschen vertrauen? Dass wir über all die Jahre schon gute, zum Element passende Methoden entwickelt haben.” Sie blickte wieder wie verloren in die Tiefe und fügte ruhiger hinzu: “Zeit braucht Geduld. Was du gemacht hast, spricht nicht dafür, dass du viel davon hättest, auch wenn du das eigentlich immer behauptest.”

“Wenn wir für in einer Woche verabredet sind, kann ich sehr geduldig auf diesen Termin warten.”, versuchte es Mirash mit einer Metapher. “Wenn wir uns aber eigentlich vorher sehen wollen und nichts im Wege stünde, außer, dass wir eben vorher noch nicht verabredet sind, hat es aus meiner Sicht nicht viel mit Ungeduld zu tun, in Frage zu stellen, warum wir das vorher denn dann noch nicht machen.”

“Aber wir haben dir auch schon zich Mal erklärt, dass da mehr als eine Regel hintersteckt.”, erinnerte Zeitkick. Sie hatte Recht. “Was sollte dich jetzt motivieren, das Geschick und die Präzision zu erlernen, wenn du durch den Workaround nun anders zum Ziel kommst? Und frag nicht wieder, was so schlimm daran ist, anders zum Ziel zu kommen. Es ist für den Schlüsseltrick nicht schlimm, aber du kannst ohne Geschick und Präzision halt insgesamt weniger weit skillen.”

“Es ist nicht zu spät.”, sagte Mirash. “Oder habe ich etwas grundlegend falsch verstanden? Wenn ich die Präzision nachlernen möchte, dann kann ich das immer noch, sobald ich beschließe, dass es dran ist, oder nicht?”

“Aber dann kommt irgendwann ein riesiger Berg auf dich zu, weil du es vor dir herschieben wirst, bis du es wirklich brauchst.”, sagte Zeitkick. “Und du brauchst es erst, wenn die Geschicklichkeitsparts sehr kompliziert werden, aber du Monate ausbilden müsstest, um dann auszugleichen, was du mit der Präzision einfach so schaffen könntest.”

Mirash nickte. “Bist du schon bei so etwas angekommen?”

Zeitkick lachte bitter auf. “Nein. Noch lange nicht. Und das ist der nächste Punkt. Ich trainiere so hart. Und du kriegst eben einfach, was du willst, weil du, nun ja, ich wiederhole es einfach: Scheiße baust.”

Zeitkicks Wut schien trotzdem ein wenig verflogen zu sein. Mirash zögerte mit sainer Frage, die nun aus sainer Sicht anschloss, aber auch wieder neuen Unmut auslösen könnte. “Würdest du mitkommen wollen? Oder hättest du die Aufgabe sogar gern lieber selbst bekommen?”

Zeitkick schüttelte den Kopf. “Du bist so krass.”, murmelte sie und sprach dann wieder normal deutlich. “Ich meine, ich bin froh, nicht gefragt worden zu sein für so etwas. Nicht, weil ich es grundsätzlich für eine schlechte Idee hielte. Aber auch ich möchte die Dramaturge nicht völlig zerstört sehen. Und im Gegensatz zu dir hätte ich nicht den Schneid gehabt, die Menge an Sprengstoff herunterzuhandeln, oder den Plan so lange so hartnäckig mit festen Bedingungen zu diskutieren, dass hinterher was rauskommt, was ich vertreten könnte.”

Mirash blickte Zeitkick lange nachdenklich an. War das eine Träne in ihrem Gesicht? Mirash bot eine Hand an, und Zeitkick verschränkte ihre Finger in saine.

“Danke.”, flüsterte sie, atmete einmal tief durch.

“Könntest du es denn nun in dieser Form vertreten?”, fragte Mirash.

Zeitkick nickte. “Ich hätte trotzdem zu viel Angst.”, sagte sie. “Wir sind dir im Zweifel eben alle egal. Ich aber kann unglaublich schlecht damit umgehen, wenn meine eigene Gruppe mich nicht mag.”

Mirash lächelte und schüttelte den Kopf. “Ich kann im Zweifel einen neuen Account anfangen.”, erklärte as. “Ich bin sehr gespannt auf die Dynamiken, die es auslöst. Ich glaube daran, dass es nicht so gut ist, wenn ein einzelner Charakter im Spiel so übermächtig ist, wie ihr Flederschatten beschreibt. Dann wiederum, wenn die Zeit-Fraktion bereit wäre, einen solchen Charakter sehr wütend auf sich zu machen, spricht viel dafür, dass da eigentlich auch nicht mehr viel rauszuholen ist, also Flederschatten schon jede Situation nutzt, euch zu ärgern, die es gibt.”

Zeitkick nickte energisch. “Flederschatten hält sich noch ein bisschen zurück, aber wir glauben eben, dass Flederschatten etwas plant. Mit besagter Provokation haben wir die Hoffnung, Flederschatten aus der Reserve zu locken, früher, als den Plänen des Charakters gut tut, sodass wir uns vielleicht vor Schlimmerem retten können. Wenn es noch nicht zu spät ist.”

Mirash setzte sich in einen Schneidersitz und streckte den Rücken durch. “Dinge, die mir Angst machen:”, zählte as nachdenklich auf. “Dass ich in der Dramaturge Hausverbot für immer bekomme. Aber ich bin dann wiederum sehr gespannt darauf, wie Flammenfinger reagiert. Weil sey versichert hat, dass sey mich mag, und mich auf die Versammlung mit diesem Plan schicken wollte. Ich bin da extrem neugierig, ob das viel zu weit geht, was ich mache.” Mirash hielt einen zweiten Finger hoch. “Ich habe die Angst, dass Flederschatten in Wirklichkeit ein Mobbing-Opfer von euch ist.”

Zeitkick lachte laut auf. “Diese Vorstellung allein!” Dann wurde sie wieder ruhiger. “Im Ernst: Flederschatten ist der mächtigste Charakter im Spiel. Das wirst du sehen, wenn Flederschatten die Zeitbomben entschärft. Und Flederschatten wäre nicht ohne Verbündete so mächtig geworden. Natürlich sind viele in dieser Welt mit Flederschatten verfeindet, aber deine Frage mit dem Mobbing ist ungefähr so, wie wenn du in irgendeinem historischen Roman mit den negativ geframten Machthabenden sympathisierst, weil auf ihrem Weg dahin, alles zu erobern und zu besitzen, Gruppen auftauchen, die sie am liebsten enteignen wollen. Auf mehr oder weniger brutale Art. Ich verstehe, wenn dir unser Weg zu brutal ist, aber mit Mobbing hat das nichts zu tun.”

Mirash nickte wieder. “Ja, so wirkte das auf mich auch. Aber ich bin nun einmal neu.”


Horanda gehörte zu den Personen, die so etwas wie einen Nebenberuf neben dem Kämpfen für eine Fraktion hatten. Xier kümmerte sich um Gärten. Xier hatte ein Händchen für Nachtpflanzen und fand die meditative Arbeit sehr angenehm, sie auszusähen, zu düngen, zu gießen, zu streicheln und ihnen gut zuzureden – was in diesem Spiel tatsächlich einen Effekt hatte. Pflanzen waren nicht nur Zierde, auch wenn sie zu diesem Zweck durchaus sehr taugten. Sie konnten auch zum Brauen von Tränken verwendet werden. Zwar wurde in diesem Spiel nicht getrunken, aber Tränke konnten versprüht, auf dem Boden verteilt oder über Personen gegossen werden und hatten darauffolgend irgendeine Wirkung.

Horanda tauschte die gezüchteten Pflanzen gegen Pflanzen anderer Leute, belieferte Personen, die daraus tatsächlich Tränke brauten oder Heilsalben rührten und xien damit bezahlten, oder bezahlte selbst damit für Rüstung, Waffen und Kleider.

Einer xieser Gärten befand sich im Hinterhof der Dramaturge. Daher kannte sich Horanda dort exzellent aus, kannte die Schwachstellen des Gebäudes und ging dort so regelmäßig mit waffenähnlichen Gegenständen wie Umgrabwerkzeug ein und aus, von der Brücke durch die Dramaturge in den Hinterhof und zurück, dass xier mit Schmuggel verhältnismäßig wenig Probleme hatte. Xier hatte schon vor einem halben Jahr herausgefunden, dass die Waffen- und sonstiges Zerstörungsmaterial erschnuppernde Ziege nicht darauf ansprang, wenn xier mit einer Ladung Dung, der auch noch mit den persönlichen Fäkalien der Ziege vermengt war, in den Kulturraum trat, selbst wenn darin gewisse Mengen Sprengstoff verbuddelt waren.

Horanda schob die Schubkarre in den Raum, als er sich schon ein wenig gefüllt hatte, und ließ sie dort stehen, als xier sich wie zufällig in ein Gespräch verwickeln ließ. Die Karre war wegen des Geruchs mit einer Plane abgedeckt. Irgendwann würde sich eine Person beschweren und xier würde sie wieder hinausschieben, aber dann würde Holgem den Sprengstoff daraus schon entnommen haben.

Es war fast ein wenig wie damals, als Mirash hier das erste Mal war. Es war saine Aufgabe, Flammenfinger während der kritischen Momente in Anspruch zu nehmen. Also spielten sie wieder Slik und übten dabei Zeittricks, bis der Laden zu voll würde. Holgem hatte Mirash begleitet und spielte nun ihrerseits eine Partie Slik mit der Ziege – die ihre Figuren telekinetisch bewegte und sagenhaft gut spielte. Mirash linste immer wieder auf das Brett hinüber. Weil die Ziege die Figuren bewegte, spielte Holgem das Brett. Das hieß, sie verschob immer eine Anzahl von quadratischen Feldern horizontal oder vertikal, auf denen gegebenenfalls Figuren der Ziege standen.

Flammenfinger grinste. “Holgem möchte mich wohl wieder einmal beeindrucken.”, sagte sey. “Wie in sehr alten Zeiten.”

Holgem blickte Flammenfinger schmunzelnd ins Gesicht. “Muss auch mal sein.”, erwiderte sie. “Und irgendeine Beschäftigung braucht meine leicht gelangweilte Wenigkeit ja, während ich Zeit mit unseren Zuwachs verbringe.”

“Bleibst du zur Vorstellung?”, fragte Flammenfinger.

Holgem schüttelte den Kopf. “Oder besteht Hoffnung, dass Emeralone auftritt? Oder gar Flederschatten?”

“Dachte ich es mir.”, murmelte Flammenfinger und stand auf. “Wenig. Emeralone bleibt verschwunden.”

Mirash runzelte die Stirn, weil Flammenfinger nicht auf die zweite Frage einging. Flammenfinger entfernte sich in Richtung Eingang, weil die Ziege sich dorthin begeben hatte und an der eingetretenen Person sehr ausgiebig schnupperte.

“So sieht das aus, wenn die Ziege Waffen findet.”, murmelte Holgem leise an Mirash gewandt, als Flammenfinger sich weit genug entfernt hatte, um nicht mitzuhören. “Wo wir gerade ein paar Momente für uns haben, dein Slik-Spiel sieht nicht so gut aus, wie es könnte. Willst du heimlich einen Tipp haben?”

“Nö, du?” Mirash kicherte. As hatte eigentlich keinen Plan, wie Holgem ihre Lage verbessern könnte, aber es war ja auch nicht die Rede von einem guten Tipp.

Holgem runzelte die Stirn und lehnte mit einem Kopfschütteln ebenso ab, nun wieder den Blick konzentriert auf das eigene Brett gerichtet.

Die Ziege plättete Holgem in drei weiteren Zügen. Einen davon machte sie mit ihren telekinetischen Fähigkeiten quer durch den Raum. Holgem seufzte und stand auf. “Ich mache mich dann allmählich fertig.”

Das war das Zeichen. Ab nun sollte Mirash möglichst zusehen, Flammenfinger sehr abgelenkt zu halten, wenn sey nicht gerade durch anderes ohnehin abgelenkt wäre. Sey war zum Spielbrett zurückgekehrt, nachdem sich eine neue Gruppe Personen gemütlich hingesetzt hatte, und verbeugte sich knapp zum Abschied in Holgems Richtung.

“Ich wüsste gern mehr über Flederschatten.”, leitete as das Gespräch ein, als sie wieder halbwegs für sich waren. Das war immerhin nicht nur als ablenkende Frage gedacht, sondern as hatte sich das Thema gut im Vorfeld überlegt. “Ist Flederschatten hier schon einmal aufgetreten?”

“Vor sehr langer Zeit.” Flammenfinger setzte sich. Die Worte klangen, als wollte sey damit ein Märchen einleiten. “Die wenigsten der heute Spielenden haben Flederschatten noch auf der Bühne erlebt. Holgem gehört gerade noch dazu. Seitdem ist viel passiert.”

“Was ungefähr?”, fragte Mirash.

“Hat dir deine Fraktion etwas zu diesem übermächtigen Charakter erzählt und du möchtest nun von mir wissen, wie stimmig deren Bild ist?”, riet Flammenfinger richtig.

Mirash nickte. “Und du redest nicht gern über Personen in Abwesenheit.”, fiel ihm ein.

“Ich rede durchaus über Flederschatten. So wie ich auch über Emeralone reden würde. Oder über andere politisch relevante Leute.”, sagte Flammenfinger warm und milde. Dann holte sey tief Luft. “Flederschatten ist ein schwieriger Charakter. Ich versuche, meine Voreingenommenheit mal, so gut es geht, herauszufiltern. Flederschatten ist, das wurde dir wohl nicht vorenthalten, sehr mächtig. Diese Person allein könnte vermutlich in die Dramaturge spazieren, unbewaffnet und quasi nackt, und allein mit Zeit-Magie alle Wachen hier fast simultan ausschalten. Ich habe tatsächlich keine genaue Einschätzung darüber, wie weit die Fähigkeiten reichen, aber das mindestens. Vielleicht könnte Flederschatten es sogar mit Gate aufnehmen, aber ich glaube, Flederschatten hat da kein Interesse dran.”

Flammenfinger machte eine Redepause, in der as eine Frage einwarf: “In welcher Weise bist du voreingenommen?”

“Haben sie dir auch gesagt, dass Flederschatten die Dramaturge mitbeschützt?”, fragte Flammenfinger.

“Angedeutet.” Mirash schmunzelte. “Daher bist du positiv voreingenommen?” Und als Flammenfinger mit einem Lächeln um die Lippen nickte, “Nur deshalb?”

“Wir sind uns in vielen Punkten ganz und gar nicht eins. Ich werde über meine persönliche Neigung nicht im Detail erzählen.”, sagte Flammenfinger. “Aber als Person, die in Fork mit der Dramaturge einen einigermaßen neutralen, friedlichen Hafen stellen möchte, und das Geschenk annehmen kann, dass dieser unter dem Schutz der mächtigsten Person im Spiel steht, habe ich wohl verständlicherweise eine gewisse Motivation, mich nicht so gern in Machtkämpfe gegen Flederschatten verwickeln zu lassen.”

“Du sprichst von neutralem Hafen.”, wandte Mirash ein. “Wenn so ein mächtiger Charakter dermaßen wesentlich zum Schutz beiträgt, ist der Hafen dann noch neutral.”

Flammenfinger lächelte und nickte. “Es ist hier noch nie eine Person zu Schaden gekommen, die auf den Tisch gesprungen wäre und über Flederschatten geflucht hätte. Und ansonsten ist er natürlich nicht völlig neutral. Wir haben eine strikte Agenda gegen Diskriminierung, wie in vielen Räumen üblich. Und das Waffenverbot stellt vielleicht auch eine gewisse Nicht-Neutralität dar. So neutral, wie es dieser Rahmen aber hergibt, ist die Dramaturge aber schon, und daran ändert Flederschattens Angebot nichts.”

“Wie oft kommt so etwas vor? Dass eine Person auf den Tisch springt und über Flederschatten flucht?” Mirash grinste nicht nur bei der Vorstellung über irgendwelche anderen Personen, die dies täten, sondern auch darüber, dass as etwas ganz ähnliches plante. Das würde aufregend werden.

“Häufig.”, antwortete Flammenfinger überraschend trocken. “Du hast von den Elementeilen gehört?”

Mirash nickte. “Ich weiß noch nicht, was das ist, außer, dass sie mit Buchstaben spezifiziert werden und es ihretwegen Raids gibt.”

Flammenfinger nickte und neigte sich gespielt verschwörerisch zu Mirash. “Es gibt sechs verschiedene Typen von Elementeilen. Sie haben auch komplizierte Namen, wie: Alchemie-Elementeil, Bibliotheks-Elementeil, Charakter-Elementeil, Dämon-Elementeil, End-Elementeil und Feenstaub-Elementeil. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass dort einfach Magie-assoziierte Wörter zu den Buchstaben A, B, C, D, E und F gefunden wurden, also kürzen die meisten Spielenden sie mit ihren Buchstaben ab.” Flammenfinger ließ Mirash einen Moment zum Abspeichern der neuen Information und blickte sich im Raum um.

Mirash folgte dem Blick und stellte beruhigt fest, dass es recht voll war, Holgem also gut versteckt oder längst fertig und verschwunden. As versuchte, dabei möglichst natürlich zu wirken. Es war schließlich nicht ungewöhnlich, sich in einem Raum umzublicken.

“Jedenfalls: Sobald eine Fraktion von jedem der sechs verschiedenen Elementeile eines gefunden hat, kann sie sie zusammenfügen und gegen eine neue Fähigkeit freischalten, die dann die ganze Fraktion erlernen kann.”, sagte Flammenfinger. Mit verspielt halb ironisch überspitzer Stimme fuhr sey fort: “Und Flederschatten spaziert bei manchen der Raids, die diesem Charakter in den Plan passen, durch die Kämpfenden und sammelt sich da heraus, was Flederschatten haben will. Das löst ein Gefühl von Machtlosigkeit aus, ein berechtigtes wohl. Flederschatten lässt auch die Finger von vielen Raids, aber besonders, wenn die Zeit-Fraktion profitieren würde, wendet Flederschatten häufig das Blatt. Flederschatten hat allerdings noch nie etwas eingelöst, sondern tauscht Elementeile gegen Verträge, Material oder verschenkt sie einfach.”

Mirash runzelte die Stirn. Was auch immer as davon halten sollte, aber as machte sich erst einmal Gedanken zu der Elementeil-Mechanik. “Ist das nicht schwierig mit dem Balancing dann, – also ohne Flederschatten und vom Spiel aus –, weil starke Gruppen eher Elementeile finden und in Folge dessen noch stärker werden?”

Flammenfinger schüttelte den Kopf. “Die neuen Fähigkeiten machen nur vielfältiger, nicht stärker. Und sie müssen genau so gelernt werden, wie andere Fähigkeiten auch.”

“Ich verstehe, glaube ich.”, murmelte Mirash. “Bilden die Elementeile also nur den Anlass zu Raids, sind aber eher so etwas wie Trophäen, und eigentlich geht es dabei um Käftemessen?”

“Um Kräftemessen auch, aber besonders die Optik-Fraktion arbeitet lieber mit Fallen und Hinterhalten, nicht nur die Fraktion, aber besonders die.”, fasste Flammenfinger zusammen. “Du hast aber richtig erkannt, dass das Spiel hier nur Anlässe für Kampf gibt, die an sich aber nicht so dringend erreicht werden müssen, während das simple Überleben beim Erkämpfen selbiger einen viel höheren Effekt auf die Stärke einer Gruppe hat.”

“Sterben und Respawnen ist in diesem Spiel eher unlustig?”, schloss Mirash ein weiteres Mal.

“Wenn du Schwerkraft wählst und nicht viel wertvolles Material mit dir rumträgst, geht es. Sterben in einem Raid heißt eben, du droppst alles, verlierst ein Level und ein bisschen deiner Fähigkeiten wird abgeknappst, und du landest woanders.”, erklärte Flammenfinger. “Natürlich passiert das in Raids regelmäßig und Leute haben auch ihre Reserve-Waffen und Reserve-Rüstung irgendwo rumliegen, aber Sterben ist schon für viele mit hohen Kosten verbunden.”

“Und trotzdem gibt es die Straßenkämpfe.”, hielt Mirash fest.

“Das ist Training. Es gehört zur Lehre, daher kommt Verlust von Fähigkeiten hinterher auch wieder rein. Level gehen runter, das stimmt.”, sagte Flammenfinger. “Aber vielleicht hast du mitbekommen, dass Waffen und Schilde hinterher oft zurückgegeben werden.”

Mirash nickte. Daran erinnerte as sich.

As hätte gern mehr über Flederschatten erfragt, stellte aber mit Schrecken fest, wie weit Zeit einfach so weitergelaufen war, und stellte die letzte Frage, die as loswerden wollte, bevor as auf einen Tisch springen und etwas verkünden würde. “Würde es dich wundern, wenn ich mit Flederschatten schon Bekanntschaft gemacht hätte?” Damit wollte Mirash ein wenig auffangen, dass as zuvor über den Charakter ausgefragt hatte, aber gleich so tun würde, als arbeiteten sie zusammen.

Flammenfinger grinste. “Es würde mich überraschen, wenn nicht.”

Mirash hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, mit einer Antwort auf diese letzte Frage völlig aus dem Konzept gebracht zu werden. As gefror gefühlt zu Stein, bemühte sich, das sein zu lassen, aber starrte Flammenfinger irritiert an. Gleich, gleich, wenn as nichts täte, würde die Dramaturge explodieren. Teile davon. Mirash hatte als Alternative zum erhofften Eingreifen durch Flederschatten durchaus eingeplant, einfach zu verraten, wo die Zeitbomben versteckt wären – sofern sich Holgem an die verabredeten Verstecke gehalten hatte –, aber auch dazu müsste Mirash nun aufstehen.

“Du solltest Schauspiel noch üben.” Flammenfingers warme Stimme war fast ein Flüstern, und enthielt so viel schmunzel-flirtigen Unterton, dass es Mirash abermals wie heißes Öl durchströhmte. Zu heißes Öl.

“Ich mache dann mal schlimme Dinge.”, sagte as leise, mit gefühlt verknoteten Stimmbändern. Was auch immer Flammenfinger meinte, musste warten. Auch, wenn Mirashs Gehirn schon an der Frage arbeitete und mögliche Antworten sich dort breit machen wollten.

Flammenfinger stand auf und machte eine einladende Geste Richtung Tisch, die durch eine Flammenflut im ganzen Raum nicht zu übersehen war, die über sere Arme rann.

Mirash kletterte erst auf den Stuhl, der dabei gefährlich kippelte, und dann auf den Tisch. Es brauchte ein paar wenige Momente vom inneren Zittern, das Mirash selten so sehr spürte, bis die Sicherheit durch as strömte, die Bühnen und Mittelpunkte ihm gaben. Die meisten Blicke richteten sich auf as und es wurde still. Dann sprach as in die Stimmung hinein: “Flederschatten beschützt die Dramaturge, aber hat auch die Macht, sie zu zerstören. Das solltet ihr wissen.”, sprach Mirash. “Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich Sprengsätze mit Zeitauslöser in der Dramaturge. Niemand verlässt den Raum, wenn ihr da draußen nicht von Flederschatten direkt abgefangen werden wollt.” Mirash machte eine kurze Kunstpause und blickte in irritierte Gesichter. Irgendeine Person brüllte, sie habe ja immer vor Flederschatten gewarnt. Eine andere Person hob einen scheinbar brennenden Mittelfinger. Das klappte ja hervorragend. “Ich habe mich Flederschatten angeschlossen und möchte von euch Informationen haben. Was plant ihr gegen Flederschatten? Welche Bündnisse gibt es gegen Flederschatten? Wenn ich in einer Viertelstunde nicht genug Information habe, fliegt hier so einiges in die Luft.” Mirash betonte den letzten Satz mit Genuss. As hatte schon immer Mal so etwas in eine Menge rufen gewollt.

Dann setzte sich Mirash wieder zu Flammenfinger an den Tisch. “So etwa?”, fragte as. “War das Schauspiel nun brauchbar?”

“Sehr interessant.”, murmelte Flammenfinger. “Damit habe ich offen gestanden nicht gerechnet. Du entschuldigst, dass ich dich hier ein bisschen dir selbst überlasse, Antagone mit der Ziege wegschicke und Leuten ihre Waffen aushändige?”

Für Mirash war nicht erkennbar, wie sich Flammenfingers Einstellung ihm gegenüber geändert hätte. Aber nun überschlugen sich die Ereignisse.

Ein paar Personen nahe des Augsgangs versuchten die Dramaturge zu verlassen, wo allerdings nicht Flederschatten, sondern Holgem mit ein paar anderen von der Zeitfraktion warteten und gegen sie antrat. Die Flüchtenden despawnten kurz und schmerzlos, ohne zu wissen, wie ihnen geschah. Die Türen wurden wieder geschlossen. Leute rannten halb panisch durch die Dramaturge, um sich bei Flammenfinger ihre Waffen abzuholen oder sich zusammen zu finden. Viele versuchten, sich schnell zu beraten. Es erklangen viele Flüche gegen Flederschatten, die sich dem ersten anschlossen. Stimmen wurden laut, dass so einem mächtigen Charakter niemals so viel Freiraum gegeben werden dürfe. Andere Stimmen sagten, dass Mirash sich niemals so einem Charakter anschließen würde, oder dass hinter dem ganzen ein anderer Plan stecken würde. So eine Einfallslosigkeit wäre Flederschatten nicht zuzutrauen. Irgendeine laute Stimme, die trotzdem im Getümmel unterging, versuchte, eine Analyse von Mirashs genauem Wortlaut zu vermitteln.

Waffen und Rüstungsteile wurden durch die Menge gereicht oder geworfen. Leute baten Mirash schreiend darum, es sich anders zu überlegen und den Ort der Bomben zu verraten. Andere suchten nach ihnen.

Mirash hatte die eigene Bekanntheit unterschätzt. Das passierte häufig. So viele hier sprachen as mit Namen an. Einige kamen kurz an sainem Tisch vorbei und sagten ihm, was sie von ihm hielten. Und plötzlich spürte as ein Messer am Hals.

“Nicht umbringen!”, schrie eine andere Stimme, panisch, alle anderen übertönend. “Nicht bevor wir wissen, wo die Sprengsätze sind!”

“Wir sterben ohnehin alle! Da kann ich auch vorher gestenreich mitteilen, was ich davon halte.”, schrie die Stimme der Person mit dem Messer direkt neben Mirashs Kopf zurück.

Im nächsten Augenblick wurden die Arme locker, das Messer plumpste an Mirashs Oberkörper entlang in sainen Schoß, ohne as zu verletzen. Die Person löste sich in nichts auf, fühlte sich dabei kurz sehr kalt an. Das Messer, das Mirash nun vorsichtig in die Hände nahm, war alles, was von ihr übrig blieb. Mirashs Blick ruhte allerdings nicht lange auf der verzierten Waffe, sondern wurde von einer riesigen, organenen Kröte vereinnahmt, die mit einem Bauchplatscher auf dem Slik-Brett vor ihm landete. Die Figuren flogen zu allen Seiten weg. Die Superkraft dieser Kröte schien zu sein, dass sie sich nicht lange damit aufhielt, eigentlich Matsch zu sein. Sie regenerierte unscheinbar, während sie sich aufrappelte, und thronte binnen kurzer Zeit in ihrer orangenen, schrumpligen Schönheit auf dem Tisch. Mirash konnte nicht anders, als sie anzulächeln.

In der Dramaturge war es mit einem Mal überraschend leise geworden. “Flederschatten.”, murmelte eine Stimme, fast andächtig. So gut wie alle Blicke und Waffen richteten sich auf Mirash, das immer noch am Tisch saß.

“Die Dramaturge fliegt nicht in die Luft!”, verkündete eine Stimme aus dem Dachgebälk, aber als Mirash nach oben blickte, erkannte as, dass die zugehörige Person schon auf dem Weg nach unten war. Sie fiel erst langsam, dann in Zeitraffer und zum Schluss bremste sie noch einmal rapide ab, sodass sich das kurze, schwarze Cape über dem schwarzen Hoodie nur langsam legte. Auch der schwere, lange, dunkelbraune Zopf brauchte überraschend lang, um die Schwerkraft ernst zu nehmen. Pfeile und andere Geschosse prasselten über ihnen aufeinander, wo Flederschatten eben noch gewesen war, und rieselten anschließend, einen Kreis um den Tisch und sie beide bildend, auf den Boden. Mirash konnte sich nicht so schnell einen Reim darauf machen, wieso die Dinge nicht vertikal fielen.

“Ich würde mich gern mit Mirash unterhalten.”, verkündete die Person laut. “Ich werde mir in diesem Fall nehmen, was ich will, es sei denn Mirash möchte selber nicht. Denjenigen, die lieber nicht so viel verlieren wollen, nicht gegen uns kämpfen wollen, empfehle ich, die Dramaturge zu verlassen. Es besteht dabei wahrscheinlich innerhalb der nächsten halben Stunde keine Gefahr.” Flederschatten knüpfte ein Bündel vom Gürtel unterhalb des Hoodies los und warf es Flammenfinger zu, dey es aus der Luft auffing. “Das ist der entschärfte Sprengstoff.”

“Ich hatte ja ein bisschen auf eine leere Drohung gehofft.”, sagte Flammenfinger. Sey saß beinebaumelnd und mit geradem Rücken auf dem Tresen, die weichen, flammenden Finger links und rechts um die Kante gekrümmt.

“Es hätte die Wand eingerissen.” Flederschatten deutete auf die Wand gegenüber des Beckens. “Nicht die ganze Dramaturge.”

“Was soll dieses Schauspiel?”, schrie eine wütendende Stimme. “Du willst doch nur so tun, als bräuchten wir dich nicht zu fürchten, als würdest du uns alle retten wollen! Wem willst du was vormachen?”

Ein Messer flog in Flederschattens Richtung, das aber plötzlich in der Luft zitterte, einen Bogen flog, und die Person, die gesprochen und es geschleudert hatte, in die Brust traf. Sie despawnte. Mit einem Scheppern landete auf dem Boden, was sie am Körper getragen hatte.

“Ich bin nicht hier, um irgendeinen positiven oder negativen Eindruck zu machen.”, versicherte Flederschatten.

“Gemetzel?”, fragte eine Person aus der Mitte der Menge herausfordernd.

“Erst die rauslassen, die nicht wollen!”, schrie eine andere, etwas piepsigere Stimme.

Es hatten sich längst einige zur Tür hinausgeschlichen, aber nun wurde das Gewusel wieder größer und lauter. Vielleicht ein Viertel der Anwesenden versuchten – nach und nach erfolgreich – zur Tür zu kommen, während wieder Rufe durch den hohen Raum hallten, dieses Mal eher Kampfrufe. Codes, vermutete Mirash, für Kampfstrategien, die aber Nicht-Eingeweihten wenig sagten. As konnte nicht leugnen, gespannt zu sein, ob as diesen Kampf überleben würde, oder wie er ablaufen mochte.

Flammenfinger kämpfte sich durch das Gewusel zu ihrem Tisch und richtete sich an Flederschatten. “Ich werde die Dramaturge nicht verlassen.”, sagte sey.

“Möchtest du getötet werden?”, fragte Flederschatten.

Mirash runzelte die Stirn. Niemand sonst bekam von diesem seltsamen Gespräch mit. As sah gerade rechtzeitig hin, um Flammenfingers Nicken mitzubekommen. “Ich greife dich vorher an.”

“In Ordnung.”, sagte Flederschatten.

Flammenfinger verneigte sich sehr unauffällig, verschwand wieder in Richtung Tresen und kletterte dieses Mal hinauf. Allein das Klettern sah in diesem roten Kleid wunderschön aus. Flammenfinger wechselte Kleider häufig, aber alle waren sie rot. Dieses hatte eine riesige, an Kaminfeuer erinnernde Schleife, die das Kleid vorn zusammenhielt und es stark taillierte, sowie eine eingebaute Polsterung, die den Hintern übertrieben betonte.

“Gibt es noch Leute, die die Dramaturge verlassen möchten?”, fragte sey. Die klangvolle Stimme kam gegen den Lärm im Raum mühelos an. Niemand meldete sich. Die kampfbereite Menge wurde wieder ruhiger und richtete ihre Aufmerksamkeit nach vorn zum Tresen. Flammenfinger sprach in die bedrohliche Stimmung: “Ich hebe für die nächsten zwei Stunden hiermit das Kampfverbot in der Dramaturge auf.”

Mirash fragte sich, warum Flammenfinger das tat, als das absolute Chaos ausbrach – für wenige Augenblicke. Mirash spürte, wie sain Körper sich plötzlich nicht mehr so frei bewegen konnte wie zuvor. Das Phänomen, das Holgem angekündigt hatte. Holgem hatte allerdings auch angekündigt, dass Mirash während des Zaubers entweder Flederschatten sehr schnell um sich herumwuseln sehen, oder aber, wenn es ein noch fortgeschrittener Zauber wäre, as lediglich ein Standbild sehen würde. Stattdessen sah as, wie Flederschatten sich unbeeindruckt hinsetzte, als wäre nichts, während im Hintergrund Waffen auf sie zufliegen wollten, aber stattdessen aus der Luft fielen oder ihre Flugbahnen änderten. Flederschatten stützte die Ellenbogen links und rechts neben der Kröte auf den Tisch und legte das Kinn in die gefalteten Hände, während die Personen in der Dramaturge reihenweise despawnten. Das halb maskierte Gesicht lächelte as gelassen an. Dann war alles vorbei. Mirash konnte sich wieder frei bewegen. Es schepperte und klapperte im ganzen Raum, und als as sich umblickte war wirklich niemand mehr da. Überall lagen Rüstungen, Waffen, Schilde am Boden und blieben dort teils schaukelnd liegend, oder so vibrierend, wie eine Münze, die angedreht worden war und irgendwann an Schwung verlor. Mit einem vernehmlichen Muhen tauchte die Ziege wie aus dem Nichts auf dem Tresen wieder auf.

“Sie bleibt diesem Ort nie lange fern, sondern teleportiert sich nach kurzer Zeit zurück, wo auch immer sie sonst ist.”, erklärte Flederschatten gelassen.