Umplanen

Mirash fühlte den vorsichtig schmunzelnden Gesichtsausdruck im eigenen Gesicht, als as sich mit Flammenfinger gegenübersaß und die Slik-Figur nun zum dritten Mal erfolgreich ausreichend langsamer durch die Luft gen Tischplatte segelte, dass, wäre sie ein Schlüssel, Mirash ihn hätte rechtzeitig greifen können. Das Lächeln verblasste nicht, als eine Hand sie aus der Luft griff, die da vorher noch nicht war. Mirash kannte die Spitzenhandschuhe und blickte in Holgems Gesicht. Immerhin lächelte auch dieses.

“War es das wert?”, fragte Flammenfinger. “Das zur Schau stellen deiner ach so mächtigen Fähigkeiten?” Die Tür der Dramaturge fiel ins Schloss.

“Den Teleport von der Tür zum Tisch meinst du?” Holgem stellte die Slik-Figur auf das Spielbrett, das Flammenfinger vorhin auf dem Tisch platziert hatte.

Nicht auf das Feld, wo sie hingehört hatte. Mirash war so frei, die Position zu korrigieren. “Du bist am Zug.”, informierte as Flammenfinger.

Sere kaum sichtbare Augen hinter der Maske loderten kurz auf. Im wörtlichen Sinne natürlich.

“Erzähl du mir was von Zurückhaltung, wenn es um das zur Schau stellen von Zauber-Fähigkeiten geht.”, sagte Holgem schmunzelnd.

Damit hatte sie wohl recht. Flammenfingers Zauber waren ausschließlich für Show gedacht. Zumindest von allem, was Mirash bisher mitbekommen hatte.

Flammenfinger lächelte milde. “Erinnerst du dich an einen gewissen Streit? Über einen gewissen Ernst, den gerade ich als große Vorbildfunktion mal an den Tag legen sollte? Auf diese Show-Art würde ich neuen Leuten einen falschen Eindruck von Ernstlosigkeit vermitteln und sie zu Unvorsicht anstacheln und so? Und auf die Idee bringen, dass alles ganz einfach wäre?”

Holgem wandte sich an Mirash. “Und? Was ist dein Eindruck? Was glaubst du, wie lange Flammenfinger daran gearbeitet hat, diesem Nickname gerecht zu werden?”

Mirash schloss die Augen. Dann senkte as auch den Kopf, als as einfiel, dass das Augenschließen mit der Maske nicht so sichtbar war, und legte die nicht funkenden Finger aneinander. Zwanzig Wochen hatte es Flammenfinger zum Lernen dieses einfachen Zeittricks gekostet, weil Flammenfinger nicht zu Zeit gehörte. Optik auf der einen Seite war die zweiteinfachste Magie-Form. Auf der anderen Seite waren solche Dinge, die Flammenfinger machte, auf der Bühne gelandet, und dort landete bestimmt nicht viel, was Leute in zwei Tagen lernten. Oder doch? Mirash überlegte, was es schwieriger machen könnte, so eine Illusion zu erzeugen, und die erste Idee, die ihm dazu kam, war, dass das Licht ja irgendwo herkommen musste. Vielleicht war es mehr Energie die in die Tricks hineinfloss, je weiter die Quelle des geschöpften Lichts entfernt war, und je mehr die Erscheinung im Vergleich zur ursprünglichen verändert würde. Wenn Flammenfinger Flammen erscheinen ließ, dann kamen sie wie aus dem Nichts.

Mirash öffnete die Augen wieder und hob den Kopf. As widerstand dem Drang, einfach ‘lange’ zu sagen und rechnete noch kurz. Zwanzig Wochen waren grob 5 Monate. “Zwischen zwei und fünf Jahren, schätze ich.”

“Zwei etwa, bis ich die Tricks grundsätzlich ausführen konnte, aber jeweils nur so ein paar Mini-Momentchen.”, bestätigte Flammenfinger grinsend und blickte Holgem mit schief gelegtem Kopf herausfordernd an.

“Du bist gut!”, lobte diese. “Das hätte ich dir nicht zugetraut, Mirash, muss ich zugeben.”

“Falls du gehofft haben solltest, dass mich das Lob irgendwie motiviert oder pädagogisch wertvoll ist: Nein.”, blockte Mirash vorsichtshalber ab.

“Was ist denn aus deiner Sicht pädagogisch wertvoll?”, fragte Holgem. Sie setzte sich. Auf einen Stuhl, der da bis gerade auch nicht gestanden hatte. Sie hatte zu dem Zweck kurz geflirrt.

Mirash versuchte, durch die entstandenen Geräusche zu rekonstruieren, was gerade im Bruchteil einer Sekunde geschehen sein mochte. Dies war einer der sehr deutlichen Momente, in denen as vermutete, dass Personen ohne saine Sehbeeinträchtigung vielleicht doch hätten gerade so ausmachen können, dass Holgem sich einfach sehr schnell durch den Raum bewegt und einen Stuhl geholt hatte. “Der Trick ist, dass ich meine eigene Motivation mitbringe.”, erklärte as. “Lasst mich mitgestalten. Stellt keine künstlichen Regeln ohne mein Einverständnis auf. Redet mit mir. Fragt mich, was ich will. Das fällt mir spontan ein.”

“Ich habe dich gerade gefragt, was du willst.”, erinnerte Holgem, bemühte sich dabei halbwegs erfolgreich, sehr freundlich zu klingen. Obwohl Mirash fand, dass das doch eine weite Auslegung sainer Worte von eben war. “Ich finde deine Vorschläge gut. Ich bin hier nicht hergekommen, weil ich dich bestrafen wollte oder so etwas. Nicht, dass du das denkst, wo du unsere Pädagogik für so furchtbar hältst. Ich hatte einfach nicht schnell genug verstanden, was du brauchst oder vielmehr, was du nicht brauchen kannst. Ich würde dich gern in größere Pläne der Zeitfraktion einweihen und mit dir besprechen”, Holgem ließ sich von Flammenfingers Grummeln unterbrechen.

“Diese manipulative Übertreibung, dass Mirash eure persönliche Pädagogik für furchtbar hielte, musste die sein?”, fragte sey, die gleiche Wortwahl wie vorhin wählend. “Ich könnte dir jetzt noch einmal analysieren, warum diese Art nicht das harmlose Scherzen ist, von dem du denkst, dass es das ist.”

“Als ob du mit deiner Theaterspielerei nicht viel eher manipulativ wärest.”, erwiderte Holgem. “Ich habe keine Lust zu Streit. Kriegen wir das irgendwie anders hin?”

Flammenfinger warf einen ausgiebigen Blick auf Mirash. Schließlich sagte sey leise und nicht weniger theatralisch: “Wo sie recht hat.”, bevor sey sich wieder Holgem zuwandte: “Und das war dann Ad-Hominem-Argument Nummer zwei. Mich zu belasten entlastet dich nicht.”

“Tut es nicht.”, stimmte Holgem gelassen zu. “Es macht dich wiederum nur relativ ungeeignet, Mirash über eventuelle Intrigen oder Manipulationen aufzuklären. Wir haben in zwei Stunden unsere Ratssitzung. Da sitze dann nicht nur ich. Das, dachte ich, wäre eher ein guter Ort für as, sich ein eigenes Bild der Lage zu machen. Meinst du nicht?”

Flammenfinger reagierte nicht gleich, aber nickte dann schließlich. “Wenn ich gerade zum Manipulieren aufgelegt wäre, würde ich Mirash davon wohl überzeugen. Aber so?”

Mirash kicherte. “Das ist verwirrend und witzig. Du möchtest also eigentlich schon, dass ich da hingehe?”

“Eigentlich”, Flammenfinger machte eine künstliche Pause und legte die Finger aneinander, die dabei, wie so oft, aufflammten, “möchte ich, dass du deine eigenen Entscheidungen fällst, und wir nicht über dich reden, als wärest du nicht da.”

“Flammenfinger, so unwahrscheinlich das ist, aber in diesem Punkt hast du sehr recht.”, stimmte Holgem zu.

Mirash spürte die Blicke beider abwartend auf sich, schmunzelte und rückte den Zylinder zurecht. “Eine Versammlung, auf die zwei Personen, die sich streiten, mich beide schicken möchten, klingt durch diesen Umstand ja extrem interessant.” As drehte das Spielbrett eine Nuance, sodass es nur noch fast parallel zu den Tischkanten ausgerichtet war. “Ich würde gern zuvor dieses Partie Slik zu Ende spielen. Ich denke, das sollte nicht lange dauern und ich sollte pünktlich sein können.”

Flammenfinger rückte das Brett wieder richtig. Das war Teil ihres Flirtens während der letzten Stunden gewesen. “In der Tat nicht.”, sagte sey. “Ich mache diese Karpfade und du bist platt.”

Mirash schluckte. Die Möglichkeit der Karpfade, auch Weg des Dunkels genannt, hatte as völlig übersehen. Die neue Figuren- und Felder-Konstellation war nicht direkt die Matt-Situation, aber nun lagen die entscheidenden Züge klar vor ihm. “Du bist gut.”, murmelte as.

“Du auch.”, flüsterte Flammenfinger flirty. “Sehr gerne wieder.”


Oh, fosh, was für eine Person. Als Mirash neben Zeitkick an einem Pult im Deeskalat saß, war sain Körper immer noch voll von diesem Gefühl, das Flammenfinger in ihm entflammte. Lodernd und in Wellen durchlief es sainen Körper, immer wenn as kurz vergessen hatte, an sem zu denken und sey ihm wieder einfiel.

Die Versammlung lenkte allerdings gut ab. Es gab eine Vorstellung der Neuen – also von Mirash – aber auch die anderen stellten sich Mirash kurz vor. Es gab ein Zusammenfassen der Lage. Mirash wurde auch daraus nicht ganz klar, was Elementeile waren. In der vergangenen Woche hatte die Zeit-Fraktion wohl ein A-Elementeil ergattern können, aber das C-Elementeil von der Woche zuvor war zur Abwechslung an die Optik-Fraktion gegangen. Jene bekam eher selten direkt eines ab, sondern eher später in Verhandlungen, oder indem die Fraktion fremde Basen infiltrierte.

Tatsächlich war der Zeit-Fraktion bekannt, dass die Optik-Fraktion aber eigentlich gerade ein E-Elementeil brauchte, dafür aber die Magnetismus-Fraktion das C-Elementeil, weshalb es nahe lag, das ein Tausch stattfinden würde. Die Magnetismus-Fraktion, so erklärte Holgem, war recht tauschwütig.

“Sie sind ja weniger koordiniert als wir, aber sie gleichen das etwas durch Handel aus, an dem sie uns nicht beteiligen.” Holgem stand an einer Tafel auf einem kleinen Podest, während die gekrümmten Tische, die eigentlich Teil eines runden großen Tischs für die Friedensverhandlungen gewesen waren, einzeln in Halbkreisen aufgereiht waren, sodass alle gut zur Bühne blicken konnten. “Das ist ja auch an sich völlig in Ordnung. Niemand sagt, dass das schlechte Methoden wären. In diesem Fall habe ich eine Idee, wie wir vielleicht Horandas Plan von damals doch in die Tat umsetzen könnten. Mit Mirash in der Hauptrolle, wenn as möchte.”

Mirash hatte tatsächlich eigentlich nicht damit gerechnet, eine besondere Rolle in dieser Sitzung zu spielen. Eigentlich war saine Erwartung eher gewesen, dass Holgem as mit ein, zwei anderen nach der großen Sitzung zur Seite nehmen würde, um zu besprechen, wie das mit ihnen weitergehen sollte. “Ich bin positiv überrascht, nun eure gesamte Aufmerksamkeit zu genießen.” Mirash bemühte sich, es irgendwo genau zwischen ironisch und ernstgemeint klingen zu lassen, und rückte wieder einmal mit den Fingerspitzen den Zylinder zurecht.

“Meinen Plan?”, fragte eine dünne Stimme.

Mirash blickte sich zu Horanda um. Ohne die Nametags wäre as bei der Menge neuer Namen aufgeschmissen gewesen, aber Horandas Name mit den Pronomen ‘xier, xies(e), xiem, xien’ schwebte über der leicht zitternden Gestalt. Horanda war schmal gebaut, trug eine ärmellose Weste mit leicht glitzrigen Nadelstreifen und fingerlose, schwarz-glitzernde Spitzenhandschuhe, die mit Armgürteln an den Oberarmen befestigt waren, sowie einen grazilen samtenen Hut mit schwarzem Netz, das die Maske halb verdeckte.

“Du erinnerst dich, woran er gescheitert ist?”, fragte Holgem.

“Dass er zu riskant ist und wir alles verlieren könnten?”, fragte xier unsicher. “Zumindest hattest du damals gesagt, er sei abstrus.”

“Das tut mir leid.”, sagte Holgem. “Es ist eben eigentlich kein Plan, der von einer neuen Person ausgeführt werden sollte, um niemanden gleich zu frustrieren, und gleichzeitig einer, bei der schon länger trainierende Zeit-Personen alles bisher erreichte leicht verlieren könnten. Aber Mirash ist eine besondere neue Person.” Holgem machte eine kurze Pause, in der sie unsicher wirkte, was wirklich selten vorkam, soweit Mirash mitbekommen hatte. “Willst du den Plan selbst vorstellen, oder soll ich?”

Mirash riet an diesem Abend das zweite Mal falsch: As hätte diesem unsicheren Charakter nicht zugetraut, so spontan die Bühne zu übernehmen. Xier stand auf, ging unsicheren Schrittes nach vorn und trat die eine Stufe hinauf, wo Holgem bei der Tafel stand. Holgem stellte xien noch einmal vor, bevor sie wiederum die Bühne verließ und sich ins Publikum setzte. Auf Mirash macht sie den interessanten Eindruck einer viel älteren Lehrperson, die sich aus Spaß in eine Gruppe Kinder einreihte. Nicht, dass es schlimm gewesen wäre, sich wie ein Kind zu fühlen.

“Ja, also, es ist schon ein gutes halbes Jahr her, dass ich den Plan das erste Mal dargelegt habe.”, sagte Horanda und holte erst einmal hastig Luft. “Verzeiht, wenn ich mich verhaspele.”

Ein motivierend zustimmendes Gemurmel ging durch die Zuhörenden. Mirash beteiligte sich nicht daran, sondern musterte xiem weiter. Xies Haar war schwarz, schulterlang und schloss dort mit einer halben Innendrehung ab. Xier trug einen eng anliegenden Rock und Lackstiefel bis zu den Knien, dazwischen Netzstrumpfhosen.

“Wir haben damals darüber nachgedacht, wie wir mit dem Problem Flederschatten umgehen. Einigen von uns kamen immer wieder Gerüchte zu Ohren, dass Flederschatten etwas Böses gegen uns plane. Wir konnten aber nie genau herausfinden, ob das einfach Leute waren, die uns Angst machen wollten, oder ob an den Plänen was dran ist. Wir konnten die Quellen nicht identifizieren. Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, wie wir an sicherere Informationen kommen könnten. Soweit die Vorgeschichte.”, berichtete Horanda. Xier wurde beim Reden allmählich schneller, aber nicht unbedingt sicherer. Und schließlich sprach xier in einem sehr raschen Tempo, das für nicht maschinell wiedergegebene Sprache erstaunlich gut zu Mirashs Aufnahmefähigkeit passte. “Mein Vorschlag war, bei so einer Übergabe zwischen anderen Fraktionen, wie nun zwischen Optik und Magnetismus wahrscheinlich ausstehend, für die ja oft die Dramaturge entsprechend ungefährlichen, neutralen Grund bietet, in selbiger unsere Sprengladungen unterzubringen, für die wir schließlich auch bisher keine ausreichend lohnende Verwendung haben. Wir würden sie mit Zeitauslösern ausstatten, sodass sie im Zweifel, wenn sie nicht vorher eingesammelt und entschärft werden, die Dramaturge in die Luft jagen, einschließlich aller Anwesenden. Was ihnen zumindest ihr Inventar sowie ihr Tauschmaterial kosten sollte.”

Mirash runzelte abermals, wie vorhin, die Stirn und hob eine Braue. Weil Horanda den Blick auffing und unterbrach wagte Mirash einzuwenden: “Das klingt zwar durchaus nach Chaos, aber nicht nach welchem, in dem ich die Hautprolle spielen mögen würde. Ich mag die Dramaturge bisher.”

Horanda grinste. “Das Risiko, dass es zum Hochjagen der Dramaturge kommt, ist tatsächlich im Plan einberechnet, aber gering.”, sagte xier. “Die Idee dabei ist, dass du behaupten würdest, – also falls du die Hauptrolle spielen würdest –, dass Flederschatten dich schicke, und du für Flederschatten rausfinden sollst, was für Mordanschläge auf Flederschatten geplant wären. Du behauptest weiterhin, dass Flederschatten vor der Tür warten würde, damit die Leute nicht fliehen könnten. Du sagst also, Informationen über Mordanschlagsplanungen auf Flederschatten, oder Boom!” Xier warf einen abwartenden Blick auf Mirash.

“Sind Mordanschläge auf Flederschatten geplant?”, fragte Mirash.

“Keine konkreten, von denen wir wüssten.”, antwortete Holgem. “Wir haben durchaus den Plan, Flederschatten irgendwann etwas entgegensetzen zu können, aber im Moment kann das niemand. Flederschatten macht, was Flederschatten will, und hat potenziell die Macht, das ganze Spiel in eine andere Richtung zu lenken. Und es klingt eben durch, dass Flederschatten auch den Plan dazu hat. Wir wüssten gern genaueres über den Plan.”

Mirash nickte. As wusste überhaupt nicht, was as von Flederschatten halten sollte, aber verstand sehr wohl, dass es einen Bedarf gab, eine sehr overpowerte Person mit der Macht, alles zu verändern, besser zu kennen. “Ich verstehe noch nicht so recht, wie der Plan dazu führt, mehr über Flederschattens Pläne zu erfahren. Bisher ist es kurzgefasst: Vielleicht jagen wir die Dramaturge in die Luft. Unabhängig davon, ob es klappt oder nicht, schieben wir das Flederschatten in die Schuhe und betreiben auf diese Art Rufmord.”

Horanda lachte ein unsicheres, aber sehr amüsiertes leises Lachen. “Ich liebe deine Zusammenfassung.”, sagte xier. “Flederschatten hat sich eine Zeitlang viel in der Dramaturge aufgehalten. Wir mutmaßen, dass Flederschatten den Raum mag und weiterhin im Auge behält. Und dass Flederschatten mit einer großen, großen Menge Zeitmagie durchaus in der Lage wäre, die Sprengung zu verhindern.”

“Indem diese sagenhafte Person den Stuhltrick anwendet, den Holgem vollführt hat, also sehr schnell in allen Ecken des Raums gleichzeitig ist?”, fragte Mirash.

“Du hast in der Dramaturge Zeitmagie angewendet?”, fragte eine bisher noch nicht beteiligte Stimme überrascht.

“Zur Abwechslung ein bisschen.” Holgem klang nicht unbedingt begeistert, aber auch nicht allzu genervt. “Und jein. Ja, prinzipiell der Trick, aber noch etwas mächtiger. Einfach nur Dinge viel schneller erledigen, wird nicht ausreichen, ohne dass für alle anderen auch die Zeit abgebremst wird. Also, wenn Flederschatten die Dramaturge rettet, dann wirst du vorübergehend Dinge nur in Zeitlupe machen können.”

Mirash nickte zögerlich. “Das klingt in der Tat sehr mächtig.”

“Der mächtigste Charakter im Spiel.”, wiederholte Zeitkick. Sie wirkte in dieser großen Runde stiller und zurückhaltender. Mirash war sich nicht sicher gewesen, ob noch etwas zwischen ihnen stand und ihre Zurückhaltung daran lag, tippte aber nun eher auf Scheu vor großen Gruppen.

“Weiter im Text.” Horanda wirkte auf einmal sehr aufgeregt. “Flederschatten könnte die Explosion verhindern, und das ist auch im Prinzip unsere Hoffnung. Wenn nicht, dann haben wir den Ruf ziemlich gut geschädigt und Flederschatten bekommt zumindest weniger leicht Unterstützung.” Horanda wirkte kurz, als müsste xier sich erst wieder sammeln und zappelte dabei mit den Fingern. “Wenn aber die Explosion erfolgreich verhindert wird, dann wird Flederschatten wissen wollen, was dir denn mit dem Rufmord einfiele. So zumindest schätzen wir alle Flederschatten einigermaßen ein.”

Wieder machte Horanda eine Redepause, die Mirash zum Nachdenken und Revuepassieren der Argumente nutzte. “Aber, sollte ich die Person sein, sind trotzdem viele Leute, einschließlich Flederschatten, sehr sauer auf mich. Weshalb ihr dafür alle zu viel zu verlieren hättet und mich fragt.”, hielt Mirash fest, was as verstanden hatte. “Wo hilft das jetzt wem?”

“Du würdest Flederschatten offenlegen, dass wir dich zu Rufmord angestiftet haben, aber darfst ansonsten so tun, als wärest du nicht so glücklich mit uns und dem Outcome. Ich würde davon ausgehen, dass Flederschatten das neugierig genug macht, dich zu schützen.”, erklärte Horanda. Mirash bemerkte, wie xiese Stimme sich fast überschlug. “Da du, wie du gerade selbst gesagt hast, aber ganz schön viele saure Leute auf dem Hals hast, und wir als Zeitfraktion auch so tun würden, als hätten wir dich nicht mehr lieb, weil du den Plan vergeigt hättest, – so würden wir das darstellen –, wird Flederschatten dich mit in Flederschattens Basis nehmen müssen dazu, weil du nirgends sonst auch nur halbwegs sicher wärest.”

Mirash nickte langsam. “Also ist der Ziel des Plans, dass ich hinterher Zugang zu einer Basis und zu Informationen bekomme und vielleicht langfristig gespieltes Vertrauen aufbauen kann.”, schloss as. “Ihr hättet mich gern spionierend.”

“Ich dachte mir, das könnte etwas für dich sein.”, bestätigte Holgem. “Du wolltest viel Eigenverantwortung, viel Freiheit und gute Lehre. Flederschatten hat viel gelehrt und sollte da, nun, pädagogisch auch was drauf haben. Und sehr viel Bedarf an Lernenden, weil ja Personen, die neu ins Spiel kommen und Zeit wählen, normalerweise eher zu uns kommen. Du hältst dich nicht unbedingt an vorgesehene Spielmechaniken und Regeln, und du hast, so scheint es, eine Vorliebe dafür herausgefordert zu werden.”

“Oh ja, letzteres stimmt definitiv.” Mirash musste feststellen, dass Holgem as überraschend gut einschätzte, dafür, dass das am Anfang alles nicht so gut geklappt hatte. Vielleicht brauchte Holgem lediglich – passend zur gewählten Fraktion – Zeit, um sich auf neue Personen einzulassen.

“So grundsätzlich erstmal, hättest du Interesse? Oder sollen wir direkt aufhören, den Plan mit dir auszufeilen?”, erkundigte sich Holgem. Sie stand dabei erneut auf und betrat schreitend das Podest, ohne Mirash aus den Augen zu lassen.

“Ich möchte gern sehr dringend eine genaue Einschätzung erlangen können, wie groß das Risiko ist, dass die Dramaturge in die Luft fliegt, und davon abhängig sehr genau abwägen, ob ich jenes wirklich eingehen möchte.”, betonte Mirash. “Insbesondere: Wie sicher überlebt Gate das? Oder würde Gate respawnen? Aber ansonsten bin ich durchaus interessiert.”